Home > News > Aktuelle Meldungen > Langfristige Auswirkungen des frühen Cannabiskonsums auf Gehirnentwicklung
04.03.2016
Zwei US-Studien finden Hinweise auf Hirnveränderungen bei Früheinsteigern in den Cannabiskonsum.
Bild: *pina / photocase.com
In der Pubertät nimmt die Hirnrinde ab. Bei Jugendlichen ist das ein normaler Prozess, da sich ihr Gehirn in einer Reifephase befindet. Überschüssige Nervenzellen werden abgebaut und die verbleibenden stärker vernetzt. Wenn Jugendliche damit anfangen, Cannabis zu konsumieren, bindet der Wirkstoff THC an den körpereigenen Endocannabinoid-Rezeptoren, die sich ebenfalls noch in der Entwicklung befinden. Es besteht daher der Verdacht, dass sich Kiffen in der Jugend ungünstig auf die Gehirnentwicklung auswirken könnte.
Um dies zu überprüfen hat ein US-amerikanisches Forschungsteam 42 erwachsene Cannabiskonsumierende mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. 20 von ihnen sind vor dem Alter von 16 Jahren in den Konsum eingestiegen. Durchschnittlich waren sie 13,2 Jahre alt, als sie ihren ersten Joint geraucht haben. 22 der Teilnehmenden sind später eingestiegen und waren im Schnitt 16,9 Jahre alt als sie erstmals Cannabis konsumiert haben.
Anhand der MRT-Aufnahmen konnte das Forschungsteam um Francesca Filbey Unterschiede zwischen beiden Gruppen aufzeigen. Früheinsteiger hatten im Bereich des präfrontalen Cortex eine dickere Hirnrinde als normalerweise zu erwarten gewesen wäre. Die Dicke der Hirnrinde stand zudem in Zusammenhang mit der Menge an Cannabis und der Anzahl an Konsumjahren: Je mehr und je länger die Personen bereits in ihrem Leben gekifft hatten, desto dicker war die Hirnrinde.
Es hat demnach den Anschein, als wenn die Hirnentwicklung bei den Früheinsteigern im Bereich des Präfrontalen Cortex stehengeblieben ist, da diese Region im erwachsenes Gehirn üblicherweise dünner ist als bei Jugendlichen. Der präfrontale Cortex gilt als entscheidend für höhere kognitive Aufgaben wie Beurteilen, Begründen und komplexes Denken.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt ein Forschungsteam um Studienleiterin Susan Tapert. Das Team hat von 30 jungen Erwachsene MRT-Aufnahmen im Alter von 18, 19 und 21 Jahren gemacht. Alle haben bereits vor dem Alter von 16 Jahren angefangen, regelmäßig zu kiffen. Anhand der Hirnscans konnte nachgewiesen werden, dass die Hirnrinde der Cannabiskonsumierenden signifikant dicker war als die einer ebenfalls getesteten Kontrollgruppe, die nur geringe Konsumerfahrung aufwies.
Beide Studien können aber nicht ausschließen, dass die gefundenen Unterschiede nicht schon vor dem Einstieg in den Konsum vorhanden waren. Weitere Studien seien daher aus Sicht der Forschungsteams notwendig, um den Effekt des frühen Einstiegs genauer bestimmen zu können und um zu prüfen, ob sich das Gehirn wieder davon erholen kann. Die Ergebnisse sind daher nur als Hinweis darauf zu werten, dass der frühe Einstieg in den Cannabiskonsum die Hirnentwicklung beeinträchtigen könnte.
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