Home > News > Aktuelle Meldungen > Langeweile kann zum Konsum von Alkohol, Cannabis oder Tabak verleiten
03.01.2024
Studierende haben auch Phasen der Langeweile. Je nach Persönlichkeit, neigen sie dann dazu, psychoaktive Substanzen zu konsumieren, wie eine aktuelle Studie aus den USA aufzeigt.
Bild: Wavebreakmedia / iStock.com
Nichts los? Alles öde? Und keine Ahnung, wie das zu ändern ist? Das kann vorkommen. Langeweile empfinden viele Menschen hin und wieder. Manchmal gibt uns Langeweile Raum zum Träumen oder um kreativ zu werden. Manche Menschen neigen bei Langeweile allerdings dazu, dem als unangenehm empfundenen Zustand mit psychoaktiven Mitteln zu entkommen. Das zumindest legen die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie mit 414 Studierenden nahe.
Im Schnitt waren die Teilnehmenden etwa 20 Jahre alt. Erica Doering und ihr Team haben den jungen Erwachsenen mehrere Fragebögen vorgelegt. Es ging um unterschiedliche Gründe für Langeweile und um Substanzkonsum. Das Hauptergebnis der Studie lautet: Je mehr Langeweile die Studierenden empfinden, desto wahrscheinlicher ist, dass sie zu Alkohol, Cannabis oder Tabak greifen.
Nach Angaben des Forschungsteams könne Langeweile je nach Persönlichkeit einen etwas unterschiedlichen Ursprung haben. Demnach gibt es Menschen, die eine generelle Neigung haben, Langeweile zu empfinden. Sie sind meist wenig diszipliniert und haben Schwierigkeiten, sinnerfüllten Beschäftigungen nachzugehen. Es gibt aber auch Menschen, die einfach deshalb schnell gelangweilt sind, weil sie ständig auf der Suche nach aufregenden Erlebnissen sind. Der Alltag mit seinen Routinen ödet sie schnell an. Die Lust auf Neues wird im Englischen als „Sensation Seeking“ bezeichnet.
Substanzkonsum aus Langeweile interpretieren die Forschenden daher je nachdem, aus welchen Gründen der Person langweilig ist. Wer immer auf der Suche nach aufregenden Erlebnissen ist, sieht in Rauschdrogen wie Alkohol oder Cannabis vielleicht eine Möglichkeit, den als öde empfundenen Alltag ein bisschen aufzupeppen. Wer hingegen generell Probleme damit hat, alternative und sinnerfüllte Beschäftigungen zu finden, nutzt Rauschdrogen womöglich als eine Art Flucht aus der Realität.
Die Persönlichkeit der Befragten hatte auch Einfluss auf die Häufigkeit des Konsums. So greifen Studierende mit ausgeprägtem „Sensation Seeking“ besonders oft zu Alkohol und noch öfter zu Cannabis. Nur Tabak war nicht so stark davon betroffen.
Für die Gruppe der „Sensation Seeker“ empfiehlt das Forschungsteam, im Rahmen von Präventionsaktivitäten an der Uni entsprechende Angebote zu machen, die ein bisschen Aufregung versprechen, wie beispielsweise Klettern. Hingegen könnten Personen, denen eher aus Mangel an Selbstkontrolle und Sinn langweilig wird, womöglich stärker davon profitieren, wenn ihnen Angebote für sinnerfüllende Beschäftigungen gemacht werden.
Einschränkend muss erwähnt werden, dass 85 Prozent der Teilnehmenden weiblich waren und alle studiert haben. Insofern gilt es, den Zusammenhang zwischen Substanzkonsum und Langeweile in weiteren Studien mit einem größeren Anteil an Männern und Nicht-Studierenden zu untersuchen. Auch gälte es, den Zusammenhang von Depressionen und Langeweile näher zu beleuchten.
Letztlich dürfte aber für beide Gruppen von Personen, die Langeweile empfinden, kein Weg daran vorbeiführen, sich aufzuraffen und Beschäftigungen auszuprobieren. Beispielsweise bieten die meisten Unis ein umfangreiches Sportprogramm an. Klettern ist meist mit dabei.
Quelle:
Doering, E. L., Weybright, E., Anderson, A. J., Murphy, K. & Caldwell, L. (2023). Associations Between Trait Boredom and Frequency of Cannabis, Alcohol, and Tobacco Use in College Students. Cannabis, 6(3), 149-164. https://doi.org/10.26828/cannabis/2023/000177
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