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10.07.2015
Sie finden das Thema gar nicht zum Lachen. Die Ärztin Evangelia Liakoni und ihr Kollege Matthias Liechti berichten von Unfällen infolge des Freizeitkonsums von Lachgas. Häufiger Lachgaskonsum kann zudem schwere Nervenschäden nach sich ziehen.
Bild: Fiebke / photocase.com
Er inhalierte Lachgas aus einem Luftballon, verlor das Bewusstsein und fiel anschließend ungebremst aus dem Stand mit dem Gesicht auf den Boden. Der 20-Jährige hatte aber Glück im Unglück. Nur sein Nasenbein war gebrochen. Evangelia Liakoni und Matthias Liechti vom Universitätsspital Basel in der Schweiz berichten von zwei weiteren Fällen, in denen Personen nach dem Inhalieren von Lachgas kurzfristig bewusstlos wurden und sich beim Stürzen Schnittwunden zugefügt und Zähne abgebrochen haben. Zwei der drei Personen waren mit 1,4 bzw. 1,5 Promille zudem stark betrunken, die dritte Person habe ebenfalls alkoholisiert gewirkt. Da Alkohol in hohen Mengen betäubend wird, könnte es die Wirkung von Lachgas verstärkt haben.
Das Ärzteteam weist darauf hin, dass das vermeintlich harmlose Narkose-Gas gefährliche Wirkungen haben kann. Auf Partys werde Lachgas meist aus Sahnespenderkapseln in Luftballons abgefüllt. Partygäste inhalieren anschließend den Inhalt der Ballons. Konsumierende fühlen sich entspannt und erleben optische und akustische Wahrnehmungsveränderungen. Die Wirkung tritt schnell ein, verfliegt aber meist ebenso schnell wieder. Die meisten Todesfälle nach Lachgaskonsum sind auf Unfälle zurückzuführen, in denen die Betroffenen Plastiksäcke über die Kopf gezogen haben, um die Wirkung zu verlängern.
Lachgas wird üblicherweise als Schmerz- und Narkosemittel in der Medizin verwendet. Die korrekte Bezeichnung lautet Distickstoffmonoxid oder N2O. Manche Personen missbrauchen Lachgas über einen längeren Zeitraum. Neben den genannten Unfallrisiken erhöht häufiger Gebrauch allerdings das Risiko für Nervenschäden. So berichtet ein britisches Forschungsteam von drei Fällen, in denen Betroffene Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen entwickelt hatten.
Lachgas verändert die chemische Struktur des Vitamin B12, so dass es dem Körper nicht mehr zur Verfügung steht. Dies kann unter anderem zum Abbau der Myelinscheide führen. Die Myelinscheide ist eine Art Isolierung um Nervenfasern. Ohne Myelinscheide ist die Reizweiterleitung in den Nervenfasern nicht möglich.
In einem der berichteten Fälle hatte ein 22-Jähriger täglich den Inhalt von bis zu 15 Sahnespenderkapseln inhaliert. Die Probleme begannen mit Taubheitsgefühlen in den Unterschenkeln und weiteten sich auf seine Hände aus. Die Folge waren Gangschwierigkeiten und Probleme in der Feinmotorik seiner Finger. Durch hohe Dosen von Vitamin B12 haben sich die Symptome innerhalb von sechs Monaten verbessert. Allerdings brauchte er weiterhin einen Stock als Gehhilfe.
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