Home > News > Aktuelle Meldungen > Konsum synthetischer Cannabinoide kann lebensgefährlich sein
02.12.2020
Synthetische Cannabinoide können um ein Vielfaches stärker wirken als pflanzlicher Cannabis. Eine aktuelle Studie aus den USA weist darauf hin, dass der Konsum der künstlich hergestellten Drogen mitunter akut lebensbedrohliche Folgen nach sich ziehen kann.
Bild: ollo / istockphoto.com
Trotz intensiver notfallmedizinischer Bemühungen verstarb eine junge Frau, nachdem sie K2 geraucht hatte. Wiederholt erlitt sie Krampfanfälle, die Sauerstoffsättigung im Blut sank in einen kritischen Bereich. Mehrere Herzstillstände führten schließlich zum Tod. Das illegale Produkt K2 ist eine Kräutermischung, die ähnlich wie Spice von den Herstellern vermutlich mit synthetischen Cannabinoiden versetzt wird. Der Fall der jungen Frau ist einer von 30 Vergiftungsfällen, über die ein Ärzteteam aus den USA in einem aktuellen Fachartikel berichtet.
Studienleiterin Ismini Kourouni und ihr Team haben die Akten von Patientinnen und Patienten ausgewertet, die im Zeitraum zwischen 2014 und 2016 in den Notfallambulanzen von zwei Krankenhäusern in New York behandelt wurden. Bei 30 Personen gab es hinreichende Belege, dass sie unter der akuten Wirkung von synthetischen Cannabinoiden standen und keine anderen Drogen maßgeblich an der Notfallsituation beteiligt waren. Unter den untersuchten Fällen waren 24 Männer und 6 Frauen im Alter zwischen 20 und 59 Jahren.
Von den 30 Patientinnen und Patienten waren zehn ins Koma gefallen oder nicht mehr ansprechbar. Weitere zehn Personen waren hingegen extrem erregt, teils hätten sie ein „bizarres Verhalten“ gezeigt. Sechs Personen erlitten einen Krampfanfall. Insbesondere der Zustand starker Erregung ist bereits in früheren Fallberichten im Zusammenhang mit synthetischen Cannabinoiden beschrieben worden.
In zwei Fällen musste das Ärzteteam nach eigenen Angaben „große Mengen“ an Beruhigungsmitteln verabreichen, damit sich die Personen nicht selbst verletzen. Denn nicht selten fügen sich Betroffene im Zustand höchster Erregung gefährliche Verletzungen wie Schnittwunden zu. Auch unter den von Kourouni und ihrem Team beschriebenen Fällen hatten sich fünf Personen im Rausch verletzt.
23 Personen waren in einem so kritischen Zustand, dass eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich war. Am häufigsten entwickelten sich akute Atemwegsprobleme mit Sauerstoffmangel, was tödlich enden kann, wenn die Betroffenen nicht beatmet werden. Acht Patientinnen und Patienten erlitten ein akutes Nierenversagen. Bei einem Patienten wurde ein Hirnödem festgestellt. Das ist eine Schwellung im Gehirn, wodurch Druck auf das Gehirngewebe ausgeübt wird. Unbehandelt kann dies zu Gehirnschäden bis hin zum Hirntod führen.
Bis auf die eingangs erwähnte junge Frau erholten sich die Patientinnen und Patienten. Teils wurden sie anschließend in psychiatrische Behandlung überwiesen. Einige verließen das Krankenhaus jedoch entgegen dem ärztlichen Rat vorzeitig oder mussten im Untersuchungszeitraum wegen wiederholten Konsums erneut notfallmedizinisch behandelt werden.
Kourouni und ihr Team betonen in ihrem Fachartikel, dass unklar sei, wie hoch jeweils die konsumierte Dosis an synthetischen Cannabinoiden war. Viele der Betroffenen hätten auch Vorerkrankungen gehabt oder seien in der Vergangenheit durch den Konsum anderer Drogen auffällig geworden. Dennoch verdeutlichen diese und andere Fallberichte wie der Fall einer Massenvergiftung aus dem Jahr 2016 die vergleichsweise hohen Risiken, die mit dem Konsum von synthetischen Cannabinoiden verbunden sein können.
Die als Kräutermischungen verkauften synthetischen Cannabinoide werden mitunter auch als Legal Highs vermarktet. Das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) umfasst ganze Stoffgruppen, weshalb der Umgang mit diesen Substanzen in der Regel verboten ist.
Quelle:
Kourouni, I., Mourad, B., Khouli, H., Shapiro, J. M. & Mathew, J. P. (2020). Critical Illness Secondary to Synthetic Cannabinoid Ingestion. JAMA Network Open, 3(7), e208516.
Kommentare
Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.