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12.11.2010
Täglicher Kokainkonsum hinterlässt Spuren im Gehirn. Kokainabhängige erzielen daher deutlich schlechtere kognitive Leistungen als abstinente Personen. Soviel ist bekannt und dürfte auch niemanden überraschen. Doch auch wer sich nur sporadisch eine „Line“ legt, muss mit Einbußen in den Hirnfunktionen rechnen, hat ein Forschungsteam aus den Niederlanden herausgefunden.
Bild: fotosipsak / iStockphoto.com
Kokain. Eine Droge, die Assoziationen weckt: Die Droge der „Schönen und Reichen“, der Prominenten. Fernsehmoderatoren, Models, Popstars, ja sogar Fußballlehrer wurden schon des Kokainkonsums überführt. Kokain genießt durchaus den Hauch der Exklusivität. Studien zufolge haben aber immerhin 2,5 Prozent der deutschen Bevölkerung schon einmal gekokst. Damit ist Kokain die zweithäufigste illegale Droge nach Cannabis, gleichauf mit Amphetaminen. Anders als viele denken mögen, ist der gelegentliche Konsum die am weitesten verbreitete Konsumform. Hin und wieder mal koksen, das kann ja nicht so schlimm sein, denkt sich der eine oder die andere vielleicht. Eine Studie aus den Niederlanden sollte aber zu denken geben. Denn die Ergebnisse legen nahe, dass auch sporadischer Kokainkonsum die Hirnfunktion beeinträchtigt.
Die Wissenschaft hat sich bisher vorwiegend für die Konsequenzen bei chronischem Kokainkonsum interessiert. So fand man heraus, dass insbesondere die so genannten kognitiven Kontrollfunktionen durch starken Konsum beeinträchtigt werden. Die Forscherinnen und Forscher sprechen in diesem Zusammenhang von einer schlechteren kognitiven Flexibilität. Unter Flexibilität versteht man, dass je nach Anforderung, die aufgenommenen Informationen anders verarbeitet werden müssen, man also mental Umschalten muss, um eine Aufgabe richtig lösen zu können.
Um zu untersuchen, ob sich auch gelegentlicher Konsum auf diese Funktionen auswirkt, hat ein Team um Studienleiterin Lorenza Colzato von der Universität Leiden in den Niederlanden 20 Personen mit und 20 ohne Konsumerfahrung eingeladen. Der überwiegende Anteil der durchschnittlich 23 Jahre alten Teilnehmerinnen und Teilnehmer war männlich. Voraussetzung für die Teilnahme in der Gruppe der Konsumierenden war, dass sie im letzten Jahr monatlich mindestens ein, aber nicht mehr als vier Gramm Kokain konsumiert hatten und nicht die Kriterien für Abhängigkeit oder Missbrauch erfüllten. Für die Untersuchung mussten sie zwei Wochen vor Beginn nüchtern bleiben.
Zur Überprüfung der kognitiven Flexibilität wurden spezielle Tests angewendet. Darin mussten die Probandinnen und Probanden zum Beispiel erkennen, nach welchen Regeln bestimmte Karten auf einem Bildschirm angeordnet sind. Wurden die Regeln erkannt, wurde diese für 10 Testdurchläufe beibehalten und dann - ohne der Testperson dies mitzuteilen - geändert. Die Testperson muss nun die neue Regel herausfinden. Eine hohe Flexibilität sollte sich in wenigen Fehlern und schnellen Reaktionszeiten widerspiegeln.
Die Auswertung der Ergebnisse zeigte, dass Kokainkonsumentinnen und -konsumenten länger brauchen, um sich auf eine verändernde Situation einzustellen. Sie machen mehr Fehler bis sie einen Systemwechsel bemerken und brauchen länger, um sich zu entscheiden.
Das Forschungsteam sieht damit ihre Vermutung bestätigt, dass sich kognitive Beeinträchtigungen auch bei Personen nachweisen lassen, die nur gelegentlich Kokain konsumieren. Zwar handelt es sich „nur“ um eine bestimmte kognitive Funktion, in ihrem Fachartikel gibt das Forschungsteam aber zu bedenken, dass die Fähigkeit zur schnellen kognitiven Anpassung in vielen alltäglichen Situationen benötigt werde.
Quelle:
Colzato, L. S., Huizinga, M. & Hommel, B. (2009). Recreational cocain polydrug use impairs cognitive flexibility but not working memory. Psychopharmacology, 207 (2), 225-234.
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