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18.01.2023
Forschende haben das Abwasser in Koblenz und Umgebung auf Rückstände von Kokain untersucht. Dabei wurden „besorgniserregende“ Mengen des Streckmittels Levamisol nachgewiesen.
Bild: Vladimir Zapletin / istockphoto.com
Im Abwasser tummelt sich so einiges, das Auskunft gibt über die Bevölkerung. Über ihren Drogenkonsum zum Beispiel. Die Hochschule Koblenz hat ein kriminologisches Forschungsprojekts dazu durchgeführt. Studienleiter Winfried Hetger und sein Team haben im Abwasser von Koblenz und Umgebung nach Rückständen von Kokain gefahndet ‑ und gefunden.
Das Forschungsteam hat sich auf Kokain konzentriert, weil es für andere Drogen wie Cannabis, Opiate oder Amphetamine nach Angabe der Forschenden auch einen legalen Gebrauch im medizinischen Sektor gibt. Der Nachweis im Abwasser lässt somit keine zuverlässigen Rückschlüsse auf den illegalen Konsum dieser Substanzen zu.
Bei Kokain ist die Lage anders. Für die stimulierende Droge gibt es keine legale Verwendung. Das Abbauprodukt Benzoylecgonin entsteht nur im menschlichen Körper. Während Kokain auch direkt in die Kanalisation gelangt sein könnte, lässt sich der Nachweis von Benzoylecgonin im Abwasser somit nahezu ausschließlich auf menschliche Ausscheidungen nach dem Konsum von Kokain zurückführen.
Auf der Basis des Abbauprodukts Benzoylecgonin hat das Forschungsteam errechnet, dass in Koblenz und Umgebung täglich etwa 0,4 bis 1,6 Gramm Kokain pro 1.000 Personen konsumiert werden. Nach Einschätzung des Forschungsteams sei die Größenordnung vermutlich mit anderen deutschen und europäischen Städten vergleichbar.
Bei seiner Analyse hat das Forschungsteam auch die Konzentration des bekannten Streckmittels Levamisol ermittelt. Levamisol ist ein Entwurmungsmittel aus der Veterinärmedizin. Es wird im Körper teilweise zu Aminorex umgewandelt, das ähnlich aktivierend wirkt wie Kokain. Der zusätzliche Effekt durch Aminorex tritt allerdings erst dann ein, wenn die Wirkung von Kokain nachlässt. Konsumierende haben daher den Eindruck, als wenn die euphorisierende Wirkung von Kokain besonders lange andauert.
Die in der Studie gemessenen Konzentrationen im Abwasser ergeben einen geschätzten Streckungsgrad von 13 bis 15 Prozent Levamisol in Kokain. „Das Auffinden von Levamisol als Streckmittel von Kokain in einer Konzentration von durchschnittlich 14 % ist besorgniserregend“, erklärt Winfried Hetger.
Häufiger Konsum von mit Levamisol gestrecktem Kokain kann verheerende gesundheitliche Folgen haben. Blutgefäße können sich entzünden und verschließen. Die Folge ist absterbendes Gewebe, das sich durch bläuliche bis schwarze Flecken bemerkbar macht. Besonders gefährlich ist eine Bluterkrankung, die als Agranulozytose bezeichnet wird. Dabei werden wichtige Bestandteile des Immunsystems zerstört. Bakterielle und virale Infektionen können sich dadurch schnell und ungehindert ausbreiten.
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