Home > News > Aktuelle Meldungen > Kokain in Songtexten steht mit Todesfällen durch Kokain in Zusammenhang
01.09.2021
Wie häufig der Konsum von Kokain in Songtexten erwähnt wird, könnte laut einer aktuellen Studie ein Gradmesser für den Kokainkonsum in der Bevölkerung sein.
Bild: myxo / photocase.de
Die Taschen voll „Yayo” haben die Deutschrapper Kollegah und Asche im gleichnamigen Song aus dem Jahr 2019. Es gibt noch andere Slangnamen wie „powder”, „eight ball“ oder „coco”. Gemeint ist Kokain. In vielen Songtexten wird die stimulierende Droge in offener oder verdeckter Form erwähnt. Laut einer aktuellen Studie sei dies in den letzten Jahren immer häufiger der Fall. Im gleichen Zeitraum hat nicht nur der Konsum von Kokain in der US-amerikanischen Bevölkerung zugenommen, etwas zeitversetzt hat es auch mehr Drogentote aufgrund von Kokain in den USA gegeben.
Ein Forschungsteam um die Epidemiologin Yulin Hswen von der Harvard University hat ausgewertet, wie oft Kokain in den Jahren 2002 bis 2017 in Songtexten erwähnt wurde. Entsprechende Informationen liefert die Song-Datenbank lyrics.com. Den Ergebnissen zufolge wurde Kokain im Untersuchungszeitraum in knapp 6.000 Songs rund 7.000-mal erwähnt. Zwischen 2002 und 2010 war die jährliche Anzahl an Songs, in denen Kokain eine Rolle gespielt hat, auf etwa gleichbleibendem Niveau. Zwischen 2010 und 2017 hat sich jedoch ein sprunghafter Anstieg um 190 Prozent ereignet.
Im selben Zeitraum haben nicht nur mehr Menschen in den USA erstmals Kokain konsumiert, zwei Jahre versetzt ist auch die Zahl der Drogentoten durch Kokain um 200 Prozent gestiegen. Die Daten hierzu liefern jährliche Befragungen und Statistiken zu Drogentoten in den USA.
Nach Angaben des Forschungsteams vergingen üblicherweise etwa ein bis drei Jahre zwischen dem Einstieg in den Kokainkonsum und dem Aufsuchen von Hilfe wegen Suchtproblemen. Insofern passe der um zwei Jahre versetzte Anstieg bei den Todesfällen durch Kokain ins Bild. Das Forschungsteam betont in seiner Publikation aber, dass ihre Studie nur einen statistischen Zusammenhang nachgewiesen hat. Die Frage nach der Ursache sei damit nicht geklärt.
Die Häufigkeit, mit der Kokain in Songtexten Erwähnung findet, könnte nach Einschätzung von Hswen und ihrem Team eine Art Indikator für den Konsum in der Bevölkerung sein. Populäre Musik könnte seine Hörerschaft aber auch dazu ermuntern, Drogen zu nehmen. So haben frühere Studien Hinweise dafür gefunden, dass rauchende und Alkohol trinkende Leinwandfiguren durchaus Einfluss nehmen auf den Einstieg in das Rauchen oder das Rauschtrinken junger Menschen.
Angesichts der großen Breitenwirkung populärer Musik sollten zukünftigen Studien nach Aussagen von Hswen und ihrem Team daher verstärkt untersuchen, wie sich die Songinhalte auf den Drogenkonsum junger Menschen auswirken.
Quelle:
Hswen, Y., Zhang, A. & Brownstein, J. S. (2021). Estimating the incidence of cocaine use and mortality with music lyrics about cocaine. Digital Medicine, 4, 100. https://www.nature.com/articles/s41746-021-00448-x
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