Kognitive Defizite im akuten Cannabisrausch

22.05.2009

Wie Cannabis wirkt, dass hängt von vielen Faktoren ab. Einer ist die Konsumhäufigkeit, wenn man den Ergebnissen einer aktuellen Studie folgt. Darin zeigte sich, dass Personen, die nur gelegentlich Cannabis konsumieren, im akuten Rauschzustand stärkere kognitive Defizite aufweisen als regelmäßige Kiffer.

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass sich ein akuter Cannabisrausch eher ungünstig auf kognitive Funktionen wie Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit auswirkt. Das kann mitunter riskant sein, wenn eine bekiffte Person sich beispielsweise an das Steuer eines Autos oder auf ein Motorrad setzt. Umstritten ist allerdings, ob und in welchem Maße es bei häufigem Cannabiskonsum zu einer so genannten Toleranzentwicklung kommt. Toleranz bedeutet, dass mehr konsumiert werden muss, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Eine Toleranz gegenüber der Wirkung kann aber ebenso bedeuten, dass die Auswirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit weniger gravierend sind.

Ein deutsch-niederländisches Forschungsteam um Jan Ramaekers von der Universität Maastricht hat das Thema Toleranz genauer untersucht und jeweils 12 gelegentliche und 12 regelmäßige Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten zu einem Experiment eingeladen. Die Frage war, wie sich eine einmalige Dosis THC auf die unmittelbare Leistungsfähigkeit auswirkt.

Beide Untersuchungsgruppen hatten jeweils zwei Termine, in denen sie entweder einen standardisierten Joint oder eine identisch aussehende Placebozigarette, die kein THC enthielt, zu rauchen bekamen. Im Experiment war genau festgelegt wie geraucht werden muss. Damit sollte erreicht werden, dass die Personen in etwa die gleiche Menge THC einatmen. In den anschließenden Tests mussten sie innerhalb von acht Stunden mehrmals ihre Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit unter Beweis stellen.

Wenig überraschend ist, dass die Gruppe der gelegentlich Cannabis konsumierenden Personen deutliche Einbußen in der kognitiven Leistungsfähigkeit zeigte. Konzentrationsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit waren besonders in der ersten Stunde erheblich vermindert, besserten sich dann aber kontinuierlich. Erstaunlich waren hingegen die Ergebnisse der gewohnheitsmäßigen Kiffer. Sie zeigten auch im berauschten Zustand weniger Defizite. Nur bei einer Aufgabe, in der die Impulskontrolle gefragt war, zeigten sie schlechtere Ergebnisse als bei der Placebozigarette. Dabei mussten sie den durch eine Aufgabe ausgelösten Impuls, eine Taste zu drücken, unterbinden, wenn ein bestimmtes Zeichen auf dem Bildschirm angezeigt wurde.

Bei der Frage, wie ausprägt das subjektive Rauschempfinden ist, zeigten sich hingegen keine Unterschiede zwischen gelegentlichen und regelmäßig Konsumierenden: Beide Untersuchungsgruppen fühlten sich in etwa gleich „high“. Allerdings ergab eine Messung des THC-Gehalts im Blut, dass die regelmäßigen Kiffer trotz der standardisierten Rauchmethode einen deutlich höheren THC-Spiegel aufwiesen. Das Forschungsteam vermutet in ihrem Forschungsartikel, dass die Gewohnheitskiffer einfach stärker am Joint gezogen haben. Dies sei dann doch ein Indiz dafür, so die Autorinnen und Autoren, dass sich bei der Rauschwirkung eine Toleranz entwickelt hat.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Personen, die gelegentlich Cannabis konsumieren, offenbar wesentlich stärker durch kognitive Leistungseinbußen im akuten Rauschzustand betroffen sind, mit möglichen Folgen für die Teilnahme am Straßenverkehr. Gewohnheitskiffer sollten sich allerdings nicht in Sicherheit wiegen. Abgesehen davon, dass sie bei einer Kontrolle den Führerschein verlieren können, haben die Ergebnisse gezeigt, dass ihre Impulskontrolle im berauschten Zustand vermindert ist. Das kann beispielsweise bedeuten, dass sie den Fuß eventuell nicht rechtzeitig vom Gas nehmen, wenn es brenzlig wird.

Quelle:
Ramaekers, J. G., Kauert, G., Theunissen, S. W. & Moeller, M. R. (2009). Neurocognitive performance during acute THC intoxication in heavy and occasional cannabis users. Journal of Psychopharmacology, 23 (3), 266-277. Abstract


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