Koffein sagt Wirkung von Amphetamin voraus

06.01.2012

Wahrsagerei gilt gemeinhin nicht als wissenschaftliche Disziplin. Dennoch dienen Studien häufig dazu, ein bestimmtes Verhalten vorhersagen zu können oder zumindest eine bestimmte Wahrscheinlichkeit hierfür zu ermitteln, ähnlich einer Wettervorhersage. Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat sich daran gemacht, die subjektive Wirkung von Amphetamin bei einer Person vorherzusagen - anhand ihrer Vorliebe für Koffein.

Auf zwei ausgestreckten Händen mit den Handflächen nach oben werden jeweils eine rote und eine blaue Pille angeboten

Bild: MilosJokic / istockphoto.com

„Menschen unterscheiden sich dramatisch darin, wie sie auf Drogen reagieren“, erläutert Stacey Sigmon, Professorin an der Universität von Vermont in den USA. Die gleiche Droge könne bei zwei Personen völlig gegensätzliche Wirkungen erzeugen. Während die eine Person positiv auf eine bestimmte Droge reagiert, könne eine andere Person die Wirkung der Droge als äußerst unangenehm wahrnehmen.

Die grüne oder die rote Pille?

Zusammen mit ihrem Kollegen Roland Griffith hat Sigmon eine Studie zu der Frage durchgeführt, ob eine Vorliebe für Koffein die subjektive Wirkung von Amphetamin bei einer Person vorhersagen kann. Hierzu wurden 22 Freiwillige zu einem Experiment eingeladen. In der ersten Phase der Studie galt es zunächst herauszufinden, wer eine Vorliebe für Koffein hat und wer nicht. Dazu erhielten die Teilnehmenden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils eine grüne oder eine rote Pille, die entweder Koffein oder nur ein Placebo enthielt. Am dritten Tag durften die Untersuchungspersonen wählen, ob sie lieber die grüne oder die rote Pille nehmen wollen. Diese 3-Tages-Sequenz wurde insgesamt 10-mal wiederholt, wobei die Farben der Pillen zwar innerhalb einer Sequenz gleich blieben, aber zwischen den Durchläufen wechseln konnten.

Das Experiment war eine so genannte Doppel-Blind-Studie, weil weder die leitende Person noch die Probandinnen und Probanden wussten, was in den Pillen ist. Mit Hilfe dieser Prozedur, die ein wenig an eine Szene aus dem Film „Matrix“ erinnert, gaben sich 11 der 22 Personen als Koffein-Liebhaber zu erkennen.

Koffein-Liebhaber wählen Amphetamin

In der zweiten Phase der Studie wurden wieder je zwei Pillen verabreicht, die dieses Mal entweder ein Placebo oder Amphetamin enthielt. Die Personen mussten anschließend auf einem speziellen Fragebogen angeben, welche subjektiven Effekte sie bei sich wahrnehmen. Dabei zeigt sich, dass die Personen, die vorab als Koffein-Liebhaber identifiziert wurden, signifikant mehr positive und weniger negative Effekte wahrnahmen, wenn sie Amphetamin bekamen. Auf der anderen Seite haben die Personen, denen Koffein nicht zusagte, auch mehr unangenehme Wirkungen bei sich wahrgenommen, wenn die Pille Amphetamin enthielt.

Nach Angaben von Sigmon und Griffiths sei ihre Studie damit die erste, die nachweisen konnte, dass sich anhand der subjektiv erlebten Wirkung einer bestimmten Droge, in diesem Falle Koffein, die Wirkung einer anderen Droge vorhersagen lasse.

Zwar sei nun nicht jeder Kaffee-Liebhaber gefährdet, Amphetamin oder Kokain missbräuchlich zu konsumieren, betont Sigmon. Die Studie habe aber deutlich gemacht, dass die Wirkung von Stimulanzien sehr unterschiedlich wahrgenommen werde. Diese individuellen Unterschiede seien der Schlüssel dafür, ob eine Person eher empfänglich ist für die Wirkung von Drogen oder eine natürliche Widerstandskraft gegen Drogenmissbrauch mitbringe. Wem die Wirkung nicht zusagt, wird voraussichtlich kein Interesse an weiterem Konsum haben. Umgekehrt gilt das gleiche.

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