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29.04.2020
Kann Kiffen Depressionen auslösen? Dies gilt wissenschaftlich als umstritten. Eine neue Studie liefert Erkenntnisse, was passiert, wenn Kiffer ihren Konsum erhöhen.
Bild: Paul Bradbury / istockphoto.com
„Nach drei oder vier Monaten wurde ich richtig paranoid“, sagt Clara dem Online-Magazin VICE. Sie war sich nicht sicher, ob das Kiffen auch bei ihren Depressionen und Panikattacken eine Rolle spielt. Also beschloss sie, mit dem Kiffen aufzuhören. Jetzt vermisst sie den Rausch und überlegt, wieder mit dem Kiffen anzufangen. Allerdings ist sie besorgt, ob ihr die Wirkung noch gut tun wird.
Nicht nur Konsumierende wie Clara, auch Forscherinnen und Forscher sind sich uneinig darin, wie der Konsum von Cannabis mit Depressionen zusammenhängt. Es gibt Studien, denen zufolge Konsumierende kein erhöhtes Risiko haben, depressiv zu werden. Andere Studien kommen jedoch zu gegenteiligen Ergebnissen.
In einem aktuell veröffentlichten Fachartikel erklären Madeline Meier und ihr Team, dass in den meisten Studien Konsumierende mit abstinenten Personen verglichen wurden. Konsumierende und Nicht-Konsumierende können sich jedoch noch in anderen Dingen unterscheiden, die Einfluss haben auf das Depressionsrisiko. In ihrer Studie ist das Forschungsteam daher anders vorgegangen: Es hat eine Stichprobe von männlichen Jugendlichen und jungen Männern mehrmals über einen längeren Zeitraum befragt. Das Team hat somit geschaut, was sich bei denselben Personen verändert, wenn sie ihr Konsumverhalten verändern.
Meier und ihr Team haben insgesamt 506 männliche Personen untersucht. Die Teilnehmer wurden im Alter von etwa 15 Jahren zum ersten Mal zu ihrem Cannabiskonsum sowie zu auftretenden depressiven Symptomen befragt. Außerdem wurden weitere Informationen gesammelt, die mit der Entwicklung von Depressionen zusammenhängen könnten. Die gleiche Befragung wurde bis zum Alter von 26 Jahren einmal im Jahr wiederholt.
Die Studie zeigt, dass bei einem erhöhten Konsum von Cannabis auch depressive Symptome sowie Ängste bei den untersuchten Jugendlichen und jungen Männern zunahmen. Dieser Zusammenhang galt jedoch nur, wenn die Teilnehmer über mehrere Jahre mindestens wöchentlich gekifft haben. Für jedes zusätzliche Jahr des Konsums nahmen die depressiven Symptome ein wenig zu.
Dagegen konnte kein Zusammenhang mit einer depressiven Symptomatik festgestellt werden, wenn nur der Cannabiskonsum aus dem letzten Jahr betrachtet wurde. Auch fand sich kein Beleg für einen umgekehrten Zusammenhang. Demnach sei es unwahrscheinlich, dass depressive Symptome zum Kiffen verleiten.
Die Ergebnisse sprechen somit dafür, dass vor allem der langjährige regelmäßige Konsum von Cannabis depressive Symptome verstärken kann. Allerdings sei der Einfluss des Kiffens auf die Stärke der depressiven Symptomatik eher als klein zu bezeichnen. Offenbar spielen andere Faktoren eine größere Rolle.
Auch gelten die Ergebnisse streng genommen nur für Männer, da Frauen nicht an der Studie beteiligt waren. Frühere Studie legten jedoch nahe, dass der Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Depression vor allem für Frauen relevant ist. Insofern zeigen die Ergebnisse der neuen Studie, dass der Zusammenhang auch für Männer gilt.
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