Kiffen ist kein Problemlöser

27.03.2009

Trotz sinkender Konsumzahlen ist Cannabis nach wie vor die am weitesten verbreitete psychoaktive Substanz, besonders unter jungen Erwachsenen. Für einen Großteil davon bleibt es ein vorübergehender Experimentierkonsum, ohne weitere Folgen. Doch besonders für jene Konsumentinnen und Konsumenten, die intensiv kiffen, kann Cannabis zum Problem werden. So wurde in einer aktuellen Studie ein Zusammenhang zwischen häufigem Cannabiskonsum und Angstsymptomen gefunden. Die zugrundeliegenden Konsummotive spielen dabei eine wichtige Rolle.

Bekannt ist, dass die Risiken des Cannabiskonsums mit dem Konsummuster in Zusammenhang stehen. Je häufiger und intensiver der Konsum desto wahrscheinlicher kommt es zu Folgeproblemen, so die vereinfachte Formel. Doch die Häufigkeit des Konsums alleine ist noch kein hinreichendes Indiz für Folgeprobleme. Darauf verweist ein US-amerikanisches Forschungsteam um Studienleiter Marcel Bonn-Miller. Die Wissenschaftler konzentrierten sich in ihrer Studie auf die Bedeutung von Konsummotiven sowie den Zusammenhang von Cannabis und psychischen Problemen.

Hierzu wurden 149 junge Erwachsene mit Hilfe von speziellen Fragebögen interviewt, in denen der Cannabiskonsum, die zugrunde liegenden Motive sowie das Ausmaß an Angst- und depressiven Symptome untersucht wurden. Der Fokus lag auf die Unterscheidung von zwei Gruppen: Konsumierende, die Cannabis vor allem zur Bewältigung von Problemen benutzen und solche, die Cannabis in geringem Maße zur Problembewältigung funktionalisieren.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass jene Konsumentinnen und Konsumenten, die häufig kiffen und angeben, Cannabis zur Bewältigung von Problemen zu benutzen, in besonderem Maße Angstsymptome zeigen. Hingegen konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Konsumhäufigkeit und den Bewältigungsmotiven mit depressiven Symptomen gefunden werden. In die statistischen Berechnungen sind weitere wichtige Einflussfaktoren wie der Zigaretten- und Alkoholkonsum bereits mit eingeflossen.

Die Autoren der Studie heben hervor, dass die Funktionalisierung des Konsums, also die Absicht, Cannabis zur Problembewältigung zu benutzen, eine wichtige Rolle spielt bei der Risikobewertung. Mit anderen Worten: Wer viel kifft, um seine Sorgen zu vergessen, hat mit höherer Wahrscheinlichkeit ernsthafte Angstprobleme. Die Bedeutung der Konsumfunktion veranschaulichen sie mit einem weiteren Ergebnis. In der Gruppe, die am wenigsten Angstsymptome zeigte, spielten Bewältigungsmotive die geringste Rolle. Diese Gruppe gehörte aber ebenfalls zu den Vielkiffern.

Zwar betonen die Forscher, dass sie noch keine Aussagen darüber machen können, ob die Angstsymptome Folge oder Ursache für den Cannabiskonsum sind, für Konsumierende sollten diese Ergebnisse aber ein Hinweis sein, dass es riskant ist, Cannabis als „Problemlöser“ zu benutzen. Bonn-Miller und seine Kollegen weisen darauf hin, dass Personen, die zur Bewältigung von persönlichen Problemen Cannabis konsumieren, womöglich in einen gefährlichen Kreislauf geraten, da der Konsum selber Angstsymptome fördern könnte, die wiederum zum Anlass genommen werden, weiter zu konsumieren. Oder einfach gesagt: Kiffen löst keine Probleme, schafft aber womöglich neue!

Quelle:
Bonn-Miller, M. O., Zvolensky, M. J., Bernstein, A. & Stickle, T. R. (2008). Marijuana coping motives interact with marijuana use frequency to predict anxious arousal, panic related catastrophic thinking, and worry among current marijuana users. Depression and Anxiety, 25, 862-873. Abstract


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