Kater? Welcher Kater?

11.04.2014

Der Schädel dröhnt, der Magen spielt verrückt. Ein Kater nach durchzechter Nacht ist meist unangenehm, manchen Betroffenen ist richtig elend zumute. Kaum jemand wird sich das so schnell wieder antun - oder etwa doch?

Zwei Frauen schneiden Grimassen

Bild: Miss.Erfolg / photocase.com

„Alle Menschen sind klug - die einen vorher, die anderen hinterher“, lautet ein Sprichwort von Voltaire. Auf die Erfahrung eines alkoholbedingten Katers scheint dies aber nicht zuzutreffen. Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat sich die Frage gestellt: Hat ein Kater Einfluss darauf, wann das nächsten Mal zu Alkohol gegriffen wird? Die Antwort lautet: So gut wie keinen.

Zu dieser Schlussfolgerung kamen Studienleiter Thomas Piasecki und sein Forschungsteam nachdem sie die Trinkgewohnheiten von 386 überwiegend jungen Erwachsenen untersucht haben, die hauptsächlich im Freundeskreis Alkohol trinken. Ausgestattet mit elektronischen Tagebüchern dokumentierten die Testpersonen über einen Zeitraum von drei Wochen sowohl ihr Trinkverhalten als auch die Symptome danach. Insgesamt 463-mal wurde ein Kater protokolliert. Dabei kam heraus, dass die Zeit zwischen zwei Trinkgelegenheiten lediglich um durchschnittlich vier Stunden länger war, wenn sie zuvor einen Kater hatten. Der Kater hatte also praktisch keine Relevanz.

Auch wenn wohl niemand gerne einen Kater hat, die schmerzliche Erfahrung wird offenkundig nicht zum Anlass genommen, den nächsten Kater zu verhindern. Werden die Menschen doch nicht aus Erfahrung klug?

Lästiger Nebeneffekt

Aus psychologischer Sicht würde sich das Verhalten sehr wohl erklären lassen, erläutert Professor Rohsenow von der Brown Universität: „Menschen, die viel trinken, empfinden die Rauscherfahrung in der Regel als angenehm.“ Gelernt werde somit, dass ein Alkoholrausch unmittelbar positive Gefühle hervorruft. Der Kater erfolgt jedoch meist erst am nächsten Tag, also zeitversetzt. In der Psychologie sei es ein bekanntes Phänomen, dass unmittelbare Effekte einen sehr viel stärkeren Einfluss auf das Verhalten haben als zeitversetzte Konsequenzen. Hinzu komme, dass der Kater mehr oder weniger billigend in Kauf genommen werde. „Der Schmerz eines Katers ist lediglich vorübergehend und wird eher als lästiger Nebeneffekt, denn als bedeutsame negative Konsequenz wahrgenommen“, sagt Rohsenow.

Rauschtrinken verbreitet

Hierzu passen die aktuellen Zahlen zur Verbreitung des Rauschtrinkens. 44 Prozent der 18- bis 25-Jährigen betrinken sich mindestens einmal pro Monat. Etwa jeder fünfte junge Erwachsene hat sogar vier Mal oder häufiger einen Alkoholrausch im Monat.

Besonders riskant ist das Rauschtrinken für Jugendliche. 26.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 19 Jahren wurden 2012 mit einer Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert. „Es ist an der Zeit, dass ein gesellschaftliches Umdenken zu einem verantwortungsvollen Alkoholkonsum stattfindet“, sagt dazu die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler.

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