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07.09.2022
Gibt es das? Tod durch Kiffen? Ein britisches Forschungsteam hat Todesfälle ausgewertet, bei denen Cannabis eine Rolle gespielt haben könnte.
Bild: ollo / istockphoto.com
Tod durch Überdosis, das kennt man von Drogen wie Heroin oder Kokain. Aber von Cannabis? Studienleiterin Caroline Copeland und ihr Team haben sich mit dieser Frage befasst. Sie haben sich alle Todesfälle angeschaut, die sich zwischen 1998 und 2020 in England ereignet haben und bei denen Cannabis eine Rolle gespielt haben könnte.
Im Untersuchungszeitraum betraf dies 3.455 Todesfälle. In allen Fällen wurde Cannabis bei den Verstorbenen nachgewiesen. In 96 Prozent der Fälle war Cannabis jedoch nur eine von vielen Substanzen. Zwischen 1998 und 2013 wurden im Schnitt drei bis vier Drogen bei den Toten identifiziert. 2018 bis 2020 waren es sogar sechs bis sieben Drogen. Meist handelte es sich um Opiate oder Kokain. Darüber hinaus wurden auch Medikamente wie Benzodiazepine oder Z-Drugs sowie Alkohol nachgewiesen.
Nur in 4 Prozent aller Todesfälle wurde ausschließlich Cannabis nachgewiesen. Das waren 136 Fälle. Unter diesen waren Verletzungen die häufigste Todesursache. In 47 Fällen handelte es sich um selbst herbeigeführte Verletzungen. Der Tod erfolgte unter anderem durch Sturz aus großer Höhe oder durch Erhängen. In 35 Fällen mit Verletzungen starben die Personen bei Verkehrsunfällen.
Cannabis als alleinige Todesursache wurde in 14 Fällen in Betracht gezogen. Meist handelte es sich um Herzversagen. Lediglich in einem Fall konnte keine unmittelbare Todesursache außer Cannabiskonsum ermittelt werden. Bei dieser Person wurde eine sehr hohe Konzentration des Cannabiswirkstoffs THC im Blut nachgewiesen. Der Wert lag zwischen 100 und 150 Mikrogramm pro Liter. Zum Vergleich: In einer früheren Studie zu THC-Konzentration bei Verstorbenen wurde ein mittlerer Wert von bis zu 17 Mikrogramm ermittelt. Jedoch blieb unklar, wie genau die hohe THC-Konzentration zum Tode geführt haben könnte.
Das Risiko, aufgrund einer Überdosis Cannabis zu versterben, sei zu vernachlässigen, schlussfolgert das Forschungsteam. Selbstverletzungen, Unfälle und der Einfluss von Cannabis auf das Herz-Kreislaufsystem könnten das Sterberisiko jedoch erhöhen. So gibt es Hinweise, dass die Suizidalität mit der Intensität des Cannabiskonsums steigt und dass Cannabis die Unfallgefahr erhöht. Studien legen zudem nahe, dass Cannabis das Herz-Kreislaufsystem schädigen kann. Vorerkrankte Personen seien besonders gefährdet.
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