Home > News > Aktuelle Meldungen > Jugendliche mit vielfältigen Freizeitaktivitäten nehmen weniger Drogen
03.02.2021
Vielfältige Aktivitäten in der Freizeit haben vermutlich einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit Jugendlicher. Je aktiver sie sind, desto besser fühlen sie sich und desto weniger Drogen nehmen sie.
Bild: Monkey Business / Fotolia.com
Sport treiben, am Computer daddeln oder einfach nur chillen. Jugendliche haben unterschiedliche Vorlieben, was ihre Freizeitbeschäftigung betrifft. Wie Jugendliche ihre Freizeit gestalten, also wie oft sie was tun, könnte auch Einfluss haben auf ihre psychische Gesundheit und den Konsum psychoaktiver Substanzen. Das legen Ergebnisse einer Studie mit Schülerinnen und Schülern aus Dänemark nahe.
Studienleiter Ziggi Santini und sein Team hatten Zugriff auf Daten aus dem „European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs (ESPAD)“. In dieser groß angelegten Studie werden Schülerinnen und Schüler aus bis zu 49 europäischen Staaten alle vier Jahre unter anderem zu ihrem Freizeitverhalten, zu ihrem Wohlbefinden und zum Substanzkonsum befragt. An der Studie nehmen Jugendliche teil, die im Jahr der Befragung 16 Jahre alt werden.
Santini und sein Team werteten die Daten von knapp 2.500 dänischen Jugendlichen aus, die 2019 befragt wurden. Das Forschungsteam ist der Frage nachgegangen, welchen Zusammenhang es zwischen den Freizeitaktivitäten, der psychischen Gesundheit und dem Drogenkonsum Jugendlicher gibt.
Das Forschungsteam hat jedoch nur solche Freizeitbeschäftigungen einbezogen, bei denen eine gewisse mentale oder körperliche Aktivität vonnöten ist. Chillen oder die Nutzung des Internets zu Unterhaltungszwecken wie das Schauen von Videos wurde nicht berücksichtigt. Das unter Jugendlichen beliebte Spielen von Videospielen gilt jedoch als aktive Beschäftigung und bildete eine eigene Kategorie. Sportliche Aktivitäten wurden zu einer zweiten Kategorie gruppiert, das Lesen von Büchern zu einer dritten. Hobbys wie Musizieren, Malen oder ähnliches wurden zu einer vierten Kategorie zusammengefasst.
Die befragten Jugendlichen wurden in vier Gruppen aufgeteilt. Entscheidend für die Aufteilung war, wie viele unterschiedliche Freizeitaktivitäten die Jugendlichen mindestens einmal pro Woche betrieben. Jugendliche, die keiner aktiven Freizeitaktivität mindestens wöchentlich nachgingen, wurden zu einer Gruppe zusammengefasst. Auf 4 Prozent der Befragten traf dies zu.
Eine zweite Gruppe bildeten Jugendliche, deren Freizeitaktivitäten sich nur einer Kategorie von wöchentlichen Beschäftigungen zuordnen ließen. 28 Prozent der Jugendlichen entfielen auf diese Gruppe. Die größte Gruppe umfasste 41 Prozent der Befragten. Jugendliche dieser Gruppe betätigten sich in zwei Freizeitaktivitäten aus zwei Kategorien, waren also beispielsweise regelmäßig sportlich aktiv und lasen gerne Bücher. Wer sogar drei oder vier unterschiedlichen Aktivitäten nachging, wurde der vierten Gruppe zugewiesen. Zu den vielseitig aktiven Jugendlichen gehörten 28 Prozent der Befragten.
Santini und sein Team haben sich anschließend angeschaut, welche Angaben die Jugendlichen zu ihrem psychischen Befinden und zum Konsum von Alkohol, Tabak und anderen Drogen gemacht haben. Zusammengefasst lässt sich sagen: Je vielfältiger die Jugendlichen sich in ihrer Freizeit beschäftigten, desto positiver schätzten sie ihr Befinden ein und desto weniger Drogen nahmen sie.
Ließen sich die Hobbys der Jugendlichen beispielsweise drei oder vier unterschiedlichen Kategorien zuordnen, sank die Wahrscheinlichkeit für psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen um 27 Prozent gegenüber Jugendlichen, deren Freizeitbeschäftigungen sich nur einer Kategorie zuordnen ließen. Gleichzeitig stiegen die Werte für psychisches Wohlbefinden um 62 Prozent.
Zwar gab es unter den Befragten mit einem größeren Aktivitätsspektrum auch Jungen und Mädchen, die Alkohol tranken, Zigaretten rauchten oder Cannabis konsumierten. Jedoch taten sie dies im Schnitt seltener als Jugendliche, die nur einer oder gar keiner Aktivität nachgingen. Ein möglicher Grund sei, dass vielfältige Aktivitäten auch mehr Zeit in Anspruch nehmen und insofern auch weniger Zeit übrigbleiben würde, in der Alkohol oder andere Drogen konsumiert werden könnten.
Die Autorinnen und Autoren der Studie betonen, dass sie nicht sagen können, ob die Freizeitaktivitäten ursächlich das Befinden der Jugendlichen beeinflussen. Denkbar sei auch der umgekehrte Fall. Beispielsweise können psychischen Probleme dazu führen, dass Jugendliche sich eher zurückziehen und weniger Aktivitäten nachgehen.
Andere Studien würden aber ebenfalls die positiven Effekte eines aktiven Lebensstils auf das Wohlbefinden Jugendlicher hervorheben. So könnten aktive Freizeitbeschäftigungen einen günstigen Einfluss haben auf das Selbstwertgefühl. Jugendliche hätten es dann leichter, mit Stress und anderen möglicherweise pubertätsbedingten Schwierigkeiten umzugehen, die andernfalls in den Konsum von Drogen münden könnten.
Quelle:
Santini, Z. I., Meilstrup, C., Hinrichsen, C., Nielsen, L., Koyanagi, A., Koushede, V. Ekholm, O. & Madsen, K. R. (2020). Associations Between Multiple Leisure Activities, Mental Health and Substance Use Among Adolescents in Denmark: A Nationwide Cross-Sectional Study. Frontiers in Behavioral Neuroscience, 14, 593340.
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