Home > News > Aktuelle Meldungen > Jugendliche, die Cannabis konsumieren, haben ein erhöhtes Risiko für Psychose
05.02.2025
Eine aktuelle Studie aus Kanada warnt: Jugendliche haben ein 11-mal höheres Risiko für eine psychotische Störung, wenn sie kiffen.
Bild: Pter / stock.adobe.com
Unser Gehirn ist ein extrem komplexes Netzwerk aus Milliarden von Nervenzellen. Die Anzahl der Verbindungen zwischen den Nervenzellen geht in die Billionen. Dieses Wunderwerk der Evolution wird zur Geburt in einer Art Default-Zustand ausgeliefert. Fast alle nötigen Nervenzellen sind schon da. Aber viele Verbindungen müssen erst noch aufgebaut und überschüssige Nervenzellen wieder abgebaut werden. Die Gehirnentwicklung zieht sich bis ins junge Erwachsenenalter. Bekannt ist, dass Cannabiskonsum diesen Prozess stören kann. Eine aktuelle Studie weist nun nach, dass ein erhöhtes Risiko für Psychose damit einhergeht.
Studienleiter André McDonald und sein Team haben nach eigenen Aussagen eine der größten Kohortenstudien durchgeführt, die es zum Thema Cannabis und Psychose gibt. Die Datenbasis war eine repräsentative Bevölkerungsbefragung in der kanadischen Provinz Ontario. Die Befragungen erstreckten sich von 2009 bis 2012. Die Forschenden verknüpften diese Daten mit Krankenakten, die angelegt werden, wenn eine Person beispielsweise zu einer niedergelassenen Ärztin geht oder im Krankenhaus behandelt wird. Persönliche Identifikationsnummern im Gesundheitssystem von Ontario machen diese Verknüpfung möglich. Alle Behandlungen bis zum Jahr 2018 wurden berücksichtigt.
Das Forschungsteam hat seine Analyse auf Jugendliche und junge Erwachsene eingegrenzt. Es wollte herausfinden, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen Cannabiskonsum und einer psychotischen Störung, die zeitlich nach dem Cannabiseinstieg aufgetreten sind.
Die Forschenden fanden heraus, dass 12- bis 19-Jährige ein 11-mal höheres Risiko für eine psychotische Störung im Untersuchungszeitraum hatte, wenn sie Cannabis konsumierten. Als Vergleichsgruppe dienten Gleichaltrige, die in der Befragung angegeben haben, in den letzten 12 Monaten kein Cannabis konsumiert zu haben.
Anzumerken ist, dass eine psychotische Störung nicht harmlos ist. Es kann sich eine schwere psychische Erkrankung wie Schizophrenie dahinter verbergen. Immerhin waren die Symptome so gravierend, dass die jungen Menschen dafür medizinische Hilfe aufgesucht haben.
Der in der Studie gefundene Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Psychose ist sogar noch höher als in früheren Untersuchungen. Ein möglicher Grund sei nach Aussagen von McDonald und seinem Team, dass ihre Daten aktueller sind und der Wirkstoffgehalt in Cannabis über die Jahre zugenommen hat. So sei die durchschnittliche Konzentration des Wirkstoffs THC in illegalem Cannabis in den 1990er Jahren noch bei 6 Prozent gewesen und sei bis 2018 auf 20 Prozent gestiegen. Insbesondere hochpotenter Cannabis steht aber im Verdacht, Psychosen auslösen zu können.
Bleibt die Frage, ob Cannabis auch als eine Ursache für Psychose bezeichnet werden kann. Dazu erklären McDonald und sein Team, dass es methodisch so gut wie unmöglich sei, dies zu beweisen. Auch ihre Studie sei kein Nachweis für einen ursächlichen Zusammenhang. Allerdings seien Kohortenstudien der methodisch bestmögliche Weg, der Frage nach Ursache und Wirkung auf die Spur zu kommen.
Es gäbe zwar durchaus auch weitere Einflüsse wie genetische Vorbelastungen oder traumatische Erfahrungen, aus Gründen der Vorsicht solle die bisherige Studienlage aber zum Anlass genommen werden, insbesondere Jugendliche vor den Risiken des Cannabiskonsums zu warnen.
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