Je früher der Einstieg, desto schlechter das Gedächtnis

01.04.2011

Langjähriger Cannabiskonsum ist nicht gut für das Gedächtnis - vor allem bei Personen, die früh in das Kiffen einsteigen. Einer neuen Studie zufolge können bei Jugendlichen sogar schon nach kurzer Zeit kognitive Defizite in einem Ausmaß auftreten, die bei Erwachsenen erst nach mehreren Jahren zu erwarten sind.

Cannabisblätter

Bild: gaspr13 / istockphoto.com

Die Arbeitsgruppe um Nadia Solowij von der Universität in Wollongon, Australien, beschäftigt sich schon seit längerem mit den Auswirkungen des frühen Einstiegs in den Cannabiskonsum. Bereits in einer früheren Studie konnte das Forschungsteam nachweisen, dass es zu Hirnveränderungen bei langjährigem Cannabiskonsum kommen kann. In ihrer aktuellen Studie ging es dem Team um die konkreten Auswirkungen des frühen Einstiegs, genau genommen um das verbale Gedächtnis.

Ein Problem, dass so genannte Querschnittstudien mit sich bringen ist die oft ungeklärte Frage, wie es um die kognitiven Fähigkeiten vor Beginn des Cannabiskonsums stand. Denn es ist nicht auszuschließen, dass weniger intelligente Jugendliche eher zum Cannabiskonsum neigen. Dann wären Unterschiede also schon vor dem Einstieg in das Kiffen vorhanden und nicht auf den Cannabiskonsum zurückzuführen.

Um dieses Problem zu umgehen, haben Solowij und ihr Team überwiegend nur solche Personen in die Studie aufgenommen, von denen Daten aus Intelligenztests vorliegen, die vor dem ersten Joint durchgeführt wurden. Diese Intelligenztests wurden im ersten Jahr der High School durchgeführt. Insgesamt nahmen 181 junge Menschen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren an der Studie teil. Ihre verbale Lernfähigkeit wurde mit Hilfe eines Tests überprüft, in dem es darum ging, sich Wörter einzuprägen und später wieder abzurufen. Bis zu 12 Stunden vor Beginn der Untersuchung durfte weder gekifft noch Alkohol getrunken werden, was mittels Urinkontrolle überprüft wurde.

Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Personen mit aktuellem Cannabiskonsum haben weniger Wörter gelernt und mehr Fehler beim späteren Abruf gemacht, als vergleichbare Altersgenossen, die kein Cannabis konsumieren. Die Defizite der Probandinnen und Probanden mit Cannabiskonsum waren umso ausgeprägter, je früher sie in den Konsum eingestiegen sind und je mehr sie aktuell kifften. Der IQ habe den Ergebnissen zufolge keinen Einfluss auf die Bereitschaft zum Cannabiskonsum.

Nach Angaben des Forschungsteams würden die Defizite der jungen Kiffer vergleichbar sein mit jenen, die sich bei langjährigen erwachsenen Konsumentinnen und Konsumenten finden. Angesichts der Tatsache, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen der aktuellen Studie im Schnitt erst seit 2,4 Jahren kifften, sei die durch den Cannabiskonsum hervorgerufene, verminderte Lernfähigkeit besonders besorgniserregend, betont das Forschungsteam in ihrem Fachartikel, da sich die jungen Menschen mitten in der Ausbildung befinden.

Quelle:
Solowij, N., Jones, K., Rozman, M., Davis, S., Ciarrochi, J., Heaven, P., Lubman, D. & Yücel, M. (2011). Verbal learning and memory in adolescent cannabis users, alcohol users and non-users. Psychopharmacology, DOI 10.1007/s00213-011-2203-x. Zusammenfassung


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