Indoor-Cannabisanbau ist schlecht fürs Klima

28.04.2021

In den USA wächst die legale Cannabisindustrie. Eine aktuelle Studie zeigt auf: Im Vergleich zur klassischen Landwirtschaft verbraucht der Indoor-Anbau große Mengen Energie und stößt viel des Treibhausgases Kohlendioxid aus.

Bild: OpenRangeStock / istockphoto.com

Die Beleuchtung in einer Indoor-Cannabisplantage sei bis zu 200-mal intensiver als in einem typischen Büro. Und das sei noch nicht einmal der größte Energiefresser. Ein Forschungsteam der Colorado State University hat den Energieverbrauch der legalen Cannabisproduktion in den USA kalkuliert und den dadurch verursachten Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid hochgerechnet.

Als erster Bundesstaat in den USA hat Colorado 2012 den Handel mit Cannabis zu Freizeitzwecken legalisiert. Weitere Bundesstaaten folgten. Der legale Anbau von Cannabis hat sich seitdem zu einer stark wachsenden Industrie entwickelt. Allein in Colorado werden jährlich etwa 530 Tonnen der berauschenden Droge verkauft.

Klimatisierung hat größten Anteil an Energieverbrauch

Aus Angst vor Diebstahl und um die Qualität der Droge optimal kontrollieren zu können, wird Cannabis häufig in Indoor-Anlagen angebaut. Da Pflanzen aber Licht und Luft zum Leben brauchen, muss beides künstlich zugeführt werden. Kontinuierlich wird die Luft umgewälzt. Frische Luft muss rein, Abluft raus. Je nach Bedarf wird die zugeführte Luft erwärmt oder gekühlt und die Luftfeuchtigkeit geregelt. Studienleiter Jason Quinn und sein Team haben errechnet, dass die Klimatisierung der Indooranlagen den größten Anteil am Energiebedarf hat.

An zweiter Stelle der Energieverschwender steht die Beleuchtung. Die fehlende Sonne wird durch künstliches Licht ersetzt, dass zwischen 50- und 200-mal intensiver sei als in einem typischen Büro. Die Beleuchtung sei in unterschiedlichen Wachstumsstadien 12, 18 oder sogar 24 Stunden am Tag eingeschaltet.

Um den Ertrag noch weiter zu optimieren, wird zusätzlich Kohlendioxid zugeführt. Zwar sei das verwendete Kohlendioxid meist ein Beiprodukt aus der chemischen Industrie, werde also nicht zusätzlich produziert. Jedoch werde bei der Verflüssigung und Abfüllung des Gases in Transportbehälter weitere Energie verbraucht, die bei der Energiebilanz der Cannabisproduktion eingerechnet werden müsse.

Bis zu 5,2 Tonnen Kohlendioxid für ein Kilogramm Cannabisblüten

Insgesamt würden je nach Standort der Produktionsstätte zwischen 2,3 und 5,2 Tonnen Kohlendioxid pro Kilogramm getrockneter Cannabisblüten freigesetzt. Mehr als 80 Prozent der Kohlendioxidemission beim Indoor-Cannabisanbau würden auf das Konto der speziellen Indoor-Praktiken gehen, die es in der klassischen Landwirtschaft nicht gibt.

Am Bespiel von Colorado hat das Forschungsteam errechnet, dass der Bundesstaat bei einer vollständigen Umstellung auf Outdoor-Produktion jährlich 2,1 Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen könnte. Das wären 1,3 Prozent des jährlichen Gesamtausstoßes an Kohlendioxid in Colorado.

 

Quelle:

Summers, H. M., Sproul, E. & Quin, J. C. (2021). The greenhouse gas emissions of indoor cannabis production in the United States. Nature Sustainability, https://doi.org/10.1038/s41893-021-00691-w.


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