Home > News > Aktuelle Meldungen > In sechs Minuten vom Glas ins Gehirn
29.05.2009
Bild: Klicker / www.pixelio.de
Ein Forschungsteam der Universität Heidelberg hat erstmals nachgewiesen, dass Alkohol rasch Veränderungen im Gehirn verursacht. Bei gesunden Menschen würden sich die Verschiebungen im Hirnstoffwechsel wieder vollständig zurückbilden. Dieser Regenerationsprozess könnte allerdings bei häufigem Konsum zum erliegen kommen.
Alkohol kann rasch zu Kopf steigen. Was dabei passiert, das hat die Arbeitsgruppe „Cerebraler Metabolismus“ des Heidelberger Universitätsklinikums genau untersucht. Dazu wurde die Hirnaktivität von acht männlichen und sieben weiblichen Versuchspersonen im Kernspintomographen live beobachtet, während sie aus einem langen Strohhalm Alkohol tranken. Die Menge entsprach etwa der von drei Gläsern Bier oder zwei Gläsern Wein. Diese Alkoholmenge löst noch keinen schweren Rausch aus, hat aber bereits 0,5 bis 0,6 Promille zur Folge. Die Ergebnisse zeigen, dass sich bereits nach sechs Minuten erste Veränderungen in den Gehirnzellen abzeichnen.
„Unsere Studie liefert erste Hinweise darauf, dass das Gehirn umschaltet und statt Glukose ein Abbauprodukt des Alkohols zur Energiegewinnung nutzt“, erklärt Armin Biller, Leiter der Studie. Die schädliche Wirkung setzt ebenfalls rasch ein. Während des Experiments nahm die Konzentration von Stoffen, denen zellschützende Effekte zugeschrieben werden, wie Kreatin und Aspartat, mit zunehmender Alkoholkonzentration ab. Cholin, ein Bestandteil der Zellwände, war ebenfalls erniedrigt. „Das weist möglicherweise darauf hin, dass sich sogar die Zellwände unter Alkoholeinfluss in ihrer Zusammensetzung ändern“, so Biller.
Ist das bereits schädlich für das Gehirn? „Die Verschiebungen im Hirnstoffwechsel nach moderatem Alkoholkonsum gesunder Menschen sind vollständig reversibel, wie unsere Kontroll-Untersuchungen am Folgetag gezeigt haben“, erläutert Biller. „Wir vermuten jedoch, dass die Fähigkeit des Gehirns, sich von den Alkoholwirkungen zu erholen mit zunehmendem Alkoholgenuss abnimmt bzw. erlischt. Möglicherweise sind die akuten Effekte, wie wir sie in unserer Studie nachweisen konnten, die Grundlage für die dauerhaften Schäden am Gehirn, wie sie bekanntermaßen bei alkoholabhängigen Menschen auftreten. Diese Frage muss noch in künftigen Studien geklärt werden.“
Quelle:
Pressemitteilung Uniklinik Heidelberg
Biller, A., Bartsch, A., Homola, G., Soymosi, L. & Bendszus, M. (2009). The effect of ethanol on human brain metabolites longitudinally characterized by proton MR spectroscopy. Journal of Cerebral Blood Flow & Metabolism, 29, 891-902. Artikel
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