Hormone beeinflussen das Suchtverhalten

13.09.2023

Drogen wirken nicht immer gleich. Auch der Suchtdruck kann an einigen Tagen stärker sein als an anderen. Schuld daran sind unter anderem die Hormone, wie ein Übersichtsartikel verdeutlicht.

Bild: Deagreez / iStock.com

Frauen können schlecht einparken und Männer nicht zuhören. Geschlechtsspezifische Stereotype wie diese sind überholt und längst widerlegt. Doch in anderen Bereichen sind Unterschiede zwischen Männern und Frauen tatsächlich nachweisbar. Zum Beispiel beim Suchtverhalten. So sind Männer häufiger von einer Abhängigkeit betroffen als Frauen. Frauen werden hingegen schneller abhängig als Männer, wenn sie Drogen konsumieren. Hormone scheinen dabei eine Rolle zu spielen, wie ein Übersichtsartikel verdeutlicht. Forschende aus dem Vereinigten Königreich und Spanien haben die Ergebnisse von insgesamt 39 Studien in einem Übersichtsartikel zusammengefasst.

Geschlechtshormone fördern Dopaminausschüttung

Eins wird klar: Hormone beeinflussen das Suchtverhalten. Von Bedeutung sind das weibliche Geschlechtshormon Östrogen und das männliche Geschlechtshormon Testosteron. Je höher die Hormonspiegel bei Frauen und Männern sind, desto sensibler reagiert das Gehirn auf die belohnende Wirkung von Drogen.

Denn diese Hormone beeinflussen das Belohnungssystem und sorgen dafür, dass mehr Dopamin ausgeschüttet wird. Dopamin wird vor allem dann ausgeschüttet, wenn wir eine Belohnung erwarten. Dieser Botenstoff ist also für das Gefühl der Vorfreude verantwortlich. Bei einer Sucht wird die Vorfreude allerdings zum Suchtdruck, auch Craving genannt. Ist der Dopaminspiegel hormonell bedingt erhöht, kann dies den Suchtdruck noch verstärken.

Suchtverhalten von Zyklusphase abhängig

Der Östrogenspiegel bei Frauen hängt zudem stark von der Zyklusphase ab, sofern sie nicht hormonell verhüten. Während der ersten Zyklushälfte steigt der Östrogenspiegel zunächst an. In dieser Zeit reagieren Frauen besonders sensibel auf die Wirkung von Drogen. Drogenabhängigen Frauen fällt es in dieser Phase schwerer auf Drogen zu verzichten. Wenn das Östrogen in der zweiten Zyklushälfte sinkt, steigt gleichzeitig das Hormon Progesteron an. Progesteron schwächt die belohnende Wirkung von Drogen eher ab und kann damit auch Entzugssymptome wie das Craving reduzieren.

Unterschiedliche Wirkung von Progesteron bei Männern und Frauen

Doch der dämpfende Effekt des Progesterons ist nur bei Frauen zu erkennen. Bei Männern scheint das Hormon den gegenteiligen Effekt zu erzeugen. So leiden Männer mit höherem Progesteronspiegel eher stärker unter dem Suchtdruck. Den Grund dafür sehen die Forschenden darin, dass die Hormone bei Frauen und Männern an unterschiedlichen Stellen im Gehirn andocken und dadurch eine andere Wirkung entfalten.

Die Autorinnen und Autoren der Studie schlussfolgern, dass das unterschiedliche hormonelle Profil von Männern und Frauen einige Geschlechtsunterschiede in Sachen Drogenkonsum erklären könnten. Auch die Tatsache, dass vor allem Jugendliche gerne mit Drogen experimentieren, könnte ihrer Einschätzung nach zumindest teilweise eine Folge hormoneller Schwankungen in der Pubertät sein.

 

Quellen:

  • Nees, K. (2012). Und sie verstehen sich doch! Unizeit, 72.
  • Santos-Toscano, R., Arevalo, M. A., Garcia-Segura, L. M., Grassi, D., & Lagunas, N. (2023). Interaction of gonadal hormones, dopaminergic system, and epigenetic regulation in the generation of sex differences in substance use disorders: A systematic review. Frontiers in neuroendocrinology, 71, 101085. Advance online publication. https://doi.org/10.1016/j.yfrne.2023.101085

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