Home > News > Aktuelle Meldungen > Hinweise auf Störung der Gehirnentwicklung durch Ketaminkonsum
20.01.2021
Konsumieren Jugendliche oder junge Erwachsene Ketamin, könnte dies Einfluss haben auf ihre Gehirnentwicklung. Darauf verweisen Ergebnisse einer aktuellen Studie aus Taiwan.
Bild: tac6 / photocase.de
Nahtoderlebnisse und das Gefühl, den eigenen Körper zu verlassen, gehören zu den berichteten Wirkungen. Ketamin ist ein Narkosemittel, dass als Nebenwirkung halluzinogene Effekte erzeugen kann. Gerade wegen dieser Effekte wird Ketamin auch als Rauschdroge missbraucht. Eine Studie aus Taiwan hat nun aufzeigen können, dass häufiger Konsum von Ketamin bei jungen Menschen womöglich die Gehirnentwicklung beeinflusst.
Das Gehirn Jugendlicher befindet sich in einer wichtigen Entwicklungsphase, die erst im jungen Erwachsenenalter weitestgehend abgeschlossen ist. Wie auf einer Wanderbaustelle reifen verschiedene Areale erst nach und nach. Der Lebensstil junger Menschen kann Einfluss nehmen auf diesen Prozess.
Eine frühere Studie hat bereits Hinweise für Hirnschäden bei Ketaminabhängigen geliefert. Bereiche der grauen Substanz und der weißen Substanz in Gehirn schienen sich bei chronischem Konsum zurückgebildet zu haben. Ein Forschungsteam aus Taiwan hat nun eine Studie durchgeführt, in der 34 Ketaminkonsumierende beteiligt waren, von denen die Hälfte vor dem Alter von 20 Jahren mit dem Konsum begonnen hat. Zusätzlich wurden 19 drogenabstinente Vergleichspersonen in die Studie einbezogen.
Bei allen Teilnehmenden wurde das Gehirn mit Hilfe der Magnetresonanztomographie vermessen. Es zeigte sich, dass bei Ketaminkonsumierenden bestimmte Bereiche der grauen Substanz kleiner ausgeprägt waren als bei abstinenten Vergleichspersonen. Dieser Effekt war bei den Früheinsteigern stärker ausgeprägt als bei Personen, die erst nach dem Alter von 20 Jahren mit dem Konsum begonnen haben. Besonders stark betroffen war ein Bereich, der als Precuneus bezeichnet wird. Diese Region gilt als eine wichtige Schaltstelle für komplexe geistige Leistungen wie das Verarbeiten von räumlich-visuellen Informationen oder das Abrufen episodischer Erinnerungen.
Gleichzeitig wurde eine teils stärker ausgeprägte Vernetzung dieser Hirnareale beobachtet. Nach Einschätzung des Forschungsteams könnte die verstärkte Vernetzung eine Reaktion des Gehirns darstellen, um den Schwund von Nervenzellen auszugleichen.
Das Forschungsteam sieht in ihren Ergebnissen Hinweise darauf, dass das Gehirn bei Jugendlichen empfindlicher auf Ketamin reagiert als bei Erwachsenen. Bekannt sei, dass Ketamin die NMDA-Rezeptoren blockiert, an denen der Neurotransmitter Glutamat bindet. Glutamat ist ein Botenstoff im Gehirn und nach Angaben des Forschungsteams an wichtigen Reifeprozessen während der Gehirnentwicklung beteiligt. Tierstudien hätten zeigen können, dass die durch Ketamin verursachte Blockade von NMDA-Rezeptoren im noch unreifen Gehirn länger anhält und Nervenzellen dadurch absterben können.
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