Herzstillstand nach Ecstasy und Cannabis

14.09.2012

Der plötzliche Herztod unter jungen Menschen ist selten. Manche tragen allerdings ein genetisch bedingtes Risiko für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen in sich. Einem Fallbericht zufolge kann der Konsum von Ecstasy und Cannabis möglicherweise ein Auslöser für einen Herzstillstand bei genetisch vorbelasteten Personen sein.

Junger Mann hält sich die Hand auf die Brust

Bild: ***jojo / photocase.com

Ein 15-Jähriger saß mit Freunden zusammen als er plötzlich zusammen brach. Glücklicherweise hatte sein Bruder sofort mit Herzdruckmassage und Beatmung begonnen. 10 Minuten später trafen Rettungssanitäter ein, die den Jungen per Elektroschock wiederbelebten. Im Krankenhaus wurde der Junge weiter intensivmedizinisch behandelt.

Wie sich später herausstellte, hatte er eine halbe Ecstasypille geschluckt und Cannabis geraucht. Der Junge hatte bereits am Tag zuvor ein halbe Pille eingenommen. Daraufhin hatte er Herzrasen und leichte Brustschmerzen. Kurz vor seinem Zusammenbruch - nach der zweiten Hälfte der Pille - hatten die Brustschmerzen zugenommen. Er fing an zu Schwitzen, ihm wurde schwindelig und sein Herz begann zu rasen.

Genetisch bedingtes Risiko

Eine Befragung der Familienmitglieder ergab, dass sein Bruder schon einmal ähnliche Symptome bemerkt hatte. Eine genetische Untersuchung brachte die vermutete Hauptursache schließlich zu Tage: Der Junge ist Träger einer Genmutation, die das Risiko für die so genannte Catecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie (CPVT) erhöht. CPVT ist eine Herzrhythmusstörung, die einen Kreislaufkollaps (Synkope) verursachen und zum plötzlichen Herztod führen kann. Herzrhythmusstörungen werden bei der CPVT ausgelöst durch eine starke Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin.

Ein US-amerikanisches Ärzteteam hat den Fall des 15-Jährigen dokumentiert und im Fachmagazin Critical Care Medicine veröffentlicht. Die Autorinnen und Autoren vermuten, dass die Ecstasypille, möglicherweise auch im Zusammenspiel mit Cannabis, Auslöser für die Herzrhythmusstörungen war. Aufgrund der Veranlagung des Jungen für CPVT sei es zwar grundsätzlich denkbar, dass der Drogenkonsum hier keine ursächliche Rolle gespielt hat. Allerdings habe der Junge vorher nie entsprechende Symptome gehabt.

Warnung bei familiär bekannten Fällen

Das Ärzteteam informiert daher darüber, dass Personen mit einem genetisch bedingten Risiko für CPVT womöglich ein erhöhtes Risiko für plötzlichen Herztod haben, wenn sie Ecstasy und Cannabis konsumieren. Ein genetisches Risiko liegt möglicherweise dann vor, wenn in der Familie andere Fälle von Herzrhythmusstörungen und Ohnmachtsanfälle bekannt sind.

Der 15-Jährige hat den Vorfall überlebt und konnte nach 10 Tagen das Krankhaus verlassen. Um das Risiko eines plötzlichen Herztods zu verringern, wurde ihm ein Defibrillator implantiert, der bei Herzrhythmusstörungen sofort Elektroschocks aussendet.

Quelle:
Diffley, M., Armenian, P., Gerona, R., Reinhartz, O. & Avasarala, K. (2012). Catecholaminergic polymorphic ventricular tachycardia found in an adolescent after a methylenedioxymethamphetamine and marijuana induced cardiac arrest. Crit Care Med, 40 (7), 2223-2226.


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