Herzinfarkt nach Konsum synthetischer Cannabinoide?

10.02.2012

Jugendliche erkranken extrem selten an einem Herzinfarkt. Ein aktueller Fallbericht eines US-amerikanischen Ärzteteams weist darauf hin, dass der Konsum von synthetischen Cannabinoiden möglicherweise mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko einhergeht.

Junger Mann hält sich die Hand auf die Brust

Bild: ***jojo / photocase.com

Zum Zeitpunkt ihrer Einlieferung waren sie 16 Jahre alt und klagten über starke Brustschmerzen. Arshid Mir und sein Team berichten in der Fachzeitschrift Pediatrics von drei männlichen Jugendlichen, bei denen ein Myokardinfarkt diagnostiziert wurde, besser bekannt als Herzinfarkt. Die drei Jungen wiesen darüber hinaus keine bedeutsamen Vorerkrankungen auf, und auch in der Familie gab es keine bekannten Herzerkrankungen.

Nach Befragung der Jugendlichen gaben alle zu,  in den Tagen oder Wochen vor der Einlieferung K2 konsumiert zu haben. K2 ist eine Kräutermischung, ähnlich wie Spice, die sowohl in den USA als auch Europa zeitweilig sehr beliebt war. Nachdem synthetische Cannabinoide in Spice entdeckt wurden, sind diese neuen Verbindungen in Deutschland in das Betäubungsmittelgesetz aufgenommen worden. Der Erwerb von oder der Handel mit Spice oder ähnlichen Produkten, denen synthetische Cannabinoide zugesetzt wurden, sind somit illegal.

Team vermutet synthetische Cannabinoide als Ursache

Aufgrund von Urinanalysen konnte der Konsum anderer Drogen wie Kokain oder Amphetamine ausgeschlossen werden. Zwar konsumierten zwei der drei Jungen gelegentlich Marihuana, doch in der Zeit vor der Einlieferung rauchten sie vor allem K2. Das Ärzteteam vermutet daher, dass K2 bzw. die darin enthaltenen synthetischen Cannabinoide maßgeblich für den Infarkt verantwortlich sind.

Herzinfarkte unter Jugendlichen seien nach Angaben des Ärzteteams extrem selten. Es sei aber bekannt, dass Marihuana Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem hat. THC, der Hauptwirkstoff von Cannabis, könne den Herzschlag in den ersten drei Stunden um bis zu 100 Prozent erhöhen. Die Fähigkeit zur Bindung an den körpereigenen Cannabinoidrezeptoren sei bei synthetischen Cannabinoiden noch stärker ausgeprägt. Daher würden synthetische Cannabinoide stärker wirken als pflanzliche Cannabinoide.

Oder doch andere Drogen?

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom New Yorker Giftnotzentrum weisen in der gleichen Ausgabe von Pediatrics darauf hin, dass auch andere Designerdrogen wie neue synthetische Amphetamine oder Cathinone in den Kräutermischungen enthalten sein können. Mir und sein Team hätten keinen direkten Nachweis von synthetischen Cannabinoiden bei den jungen Patienten erbringen können, was auf mangelnde Testmöglichkeiten zurückgeführte werde. Andere Drogen sollten daher nicht vorschnell als Ursache ausgeschlossen werden.

Unabhängig davon welche Drogen konsumiert wurden, sollten bei Symptomen eines Herzinfarkts in jedem Falle eine Ambulanz aufgesucht und auf etwaigen Drogenkonsum hingewiesen werden. Plötzlich auftretende starke Schmerzen in der Brust, die sich unter Umständen bis in die Schultern und Arme ausbreiten sowie gleichzeitige Übelkeit sind typische Anzeichen eines Myokardinfarkts.

Quellen:

  • Mir, A., Obafemi, A., Young, A. & Kane, C. (2011). Myocardial Infarction Associated With Use of the Synthetic Cannabinoid K2. Pediatrics, 128 (6), doi: 10.1542/peds.2010-3823. Zusammenfassung
  • Hoffman, R., James, L., Nelson, L., Lapoint, J. & Moran, J. (2011). Letter to the Editor regarding myocardial infarction associated with K2 use. Pediatrics, 128 (6), 2011, doi:10.1542/peds.2010-3823. Artikel

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