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24.02.2005
Philip Morris, einer der führenden Tabakhersteller weltweit, war womöglich versteckt an wissenschaftlicher Forschung beteiligt, mit der vor 30 Jahren die Gesundheitsauswirkungen von Tabak untersucht werden sollte. Das Unternehmen soll damals Studien zu den Gefahren des Passivrauchens durchgeführt haben, die offenbar nicht veröffentlicht wurden.
In akribischer Kleinarbeit haben Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine und seine Kollegen Pascal Diethelm und Jean-Charles Rielle aus der Schweiz dargelegt, wie Philip Morris an einer deutschen Forschungseinrichtung von 1970 an die gesundheitlichen Folgen von Tabakrauch untersuchen ließ. Dr. McKee erklärt: „Die Tabakindustrie hat über Jahre hinweg behauptet, sie wisse nichts über Forschung zu toxischen Effekten des Rauchens. In den 1970er Jahren aber entschied sie, dass sie diese Informationen benötigt, war aber nicht gewillt, dies unter dem prüfenden Blick der Öffentlichkeit zu erreichen. Interne Dokumente aus der Industrie zeigen nun, wie das Unternehmen Philip Morris eine Forschungseinrichtung in Deutschland dafür nutzte und gleichzeitig mit einem komplexen System sicher stellte, dass die Arbeit nicht mit Philip Morris in Verbindung gebracht werden konnte. Es wurden Vorkehrungen getroffen, diesen Prozess nicht nur vor der Öffentlichkeit, sondern auch vor vielen Mitarbeitern innerhalb Philip Morris zu verheimlichen, doch wussten viele leitende Angestellte Bescheid."
Der Artikel hebt auch hervor, wie die veröffentlichten Ergebnisse die Interessen der Tabakindustrie widerspiegeln. So fügt Professor McKee hinzu: „Die beteiligten Wissenschaftler scheinen nur einen kleinen Teil ihrer Arbeit publiziert zu haben, und was veröffentlicht wurde, unterscheidet sich deutlich von dem, was nicht publiziert wurde. Insbesondere berichten die nicht veröffentlichten Studien von Hinweisen, dass Passivrauchen gefährlicher ist als aktives Rauchen, ein wichtige Erkenntnis angesichts des anhaltenden Bestreitens schädlicher Effekte des Passivrauchens seitens der Industrie. Im Gegensatz dazu beschäftigen sich viele der publizierten Studien damit, Zweifel an der Methodik zur Feststellung der Effekte von Passivrauchen zu wecken."
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