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01.10.2010
Studien zufolge steht häufiger Cannabiskonsum in Zusammenhang mit Defiziten in der Lern- und Merkfähigkeit. Was dabei im Gehirn vor sich geht, das hat eine Kölner Forschungsgruppe genauer unter die Lupe genommen.
Mit Hilfe moderner bildgebender Verfahren ist die Hirnforschung inzwischen in der Lage, dem Gehirn quasi bei der Arbeit zuzuschauen. Denn die grauen Zellen verbrauchen bei erhöhter Aktivität mehr Sauerstoff. Wo genau im Gehirn der Sauerstoff verbraucht wird, lässt sich mit Hilfe modernen bildgebener Verfahren wie der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) feststellen.
Schon seit längerem steht Cannabis im Verdacht, die Lern- und Merkfähigkeit bei häufigem Konsum zu beeinträchtigen. Um herauszufinden, ob sich eine hohe von einer niedrigen Konsumfrequenz auch in der Hirnaktivität niederschlägt, hat ein Forschungsteam der Kölner Universität Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten mit Hilfe eines fMRTs durchleuchtet. Die Forschungsgruppe um Studienleiter Jörg Daumann konzentrierte sich dabei auf einen speziellen Bereich, von dem bekannt ist, dass er eine wichtige Rolle beim Lernen neuer Informationen einnimmt: dem Hippocampus. Diese Region verfügt zudem über eine sehr hohe Dichte an Cannabinoidrezeptoren.
An der Studie nahmen 42 Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten teil. Während die Testpersonen im fMRT lagen, wurden ihnen auf einem Bildschirm Fotos von Personen zusammen mit einer Berufsbezeichnung präsentiert. Beides sollte sie sich einprägen. Für die Analyse der Ergebnisse unterteilte das Forschungsteam die Probandinnen und Probanden je nach Fragestellung in zwei Gruppen: Personen mit hoher oder niedriger Konsumfrequenz, mit langer oder kurzer Konsumdauer und mit frühem oder spätem Konsumeinstieg.
Nach Auswertung der fMRT-Aufnahmen zeigte sich, dass der Hippocampus bei Personen mit hoher Konsumfrequenz eine signifikant höhere Aktivität aufwies als bei Personen, die wenig kiffen. Die erhöhte Aktivität machte sich jedoch nur beim Lernen, nicht aber beim Abrufen der erlernten Informationen bemerkbar. Hingegen zeichneten sich weder bei unterschiedlicher Konsumdauer noch beim frühem oder spätem Konsumeinstieg Unterschiede im Aktivitätsmuster des Hippocampus ab.
Das Forschungsteam schlussfolgert, dass Cannabiskonsum sich insbesondere auf den Zeitpunkt des Lernens, also auf das Abspeichern neuer Informationen auswirkt. Die durch den Konsum reduzierte Leistungsfähigkeit des Hippocampus würde das Gehirn durch eine erhöhte Aktivierung versuchen zu kompensieren. Der Abruf der Information sei hingegen nicht durch Cannabiskonsum betroffen. Zwar hätten beiden Konsumentengruppen im nachfolgenden Test gleich gut abgeschnitten, die Autorinnen und Autoren der Studie vermuten aber, dass sich bei einer größeren Stichprobe durchaus auch Unterschiede in der tatsächlich Anzahl richtig erinnerter Informationen zeigen würden.
Die Tatsache, dass weder die Konsumdauer noch der Konsumeinstieg einen Einfluss haben, deutet das Forschungsteam als einen Hinweis darauf, dass die eingeschränkte Funktionstüchtigkeit des Hippocampus - verursacht durch häufigen Cannabiskonsum - eher vorübergehender Natur sei. Dies müsse aber durch weitere Studien noch untersucht werden.
Quelle:
Becker, B., Wagner, D., Gouzoulis-Mayfrank, G., Spuentrup, E. & Daumann, J. (2010). Altered parahippocampal functioning in cannabis users is related to the frequency of use. Psychopharmacology, 209, 361-674.
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