Häufig psychotische Symptome bei Kokainkonsum

03.03.2021

Ein gewisser Anteil der Kokainkonsumierenden erkrankt an einer Psychose. Wie viele, das hat ein Forschungsteam in einer aktuellen Meta-Analyse untersucht.

Bild: birdys / photocase.de

Plötzlich sind da Stimmen, die niemand anders hört. Oder ein unbestimmtes Gefühl, verfolgt zu werden, stellt sich ein. Psychotische Erlebnisse haben wenig mit der Realität zu tun, können aber sehr beängstigend sein. Wer unter einer Psychose leidet, nimmt Dinge wahr, die gar nicht da sind und ist gleichzeitig davon überzeugt, dass nur die eigene Wahrnehmung der Realität entspricht.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass psychotische Symptome durch den Konsum psychoaktiver Substanzen ausgelöst werden können. Eine dieser Substanzen ist Kokain. Ein Forschungsteam aus der Schweiz um Studienleiter Michel Sabe hat nun eine aktuelle Meta-Analyse zu diesem Thema vorgelegt.

Über 50 Prozent der Kokainkonsumierenden hatte bereits eine Psychose

Das Forschungsteam hat 226 Studien gesichtet und davon 20 in eine vertiefte Analyse einbezogen. Die meisten Studien stammen aus den USA, einige wurden auch in Europa, Kanada und Brasilien durchgeführt. So konnten insgesamt über 5.000 Personen untersucht werden.

Den Analysen zufolge haben 56 Prozent der Befragten schon mal eine durch Kokain ausgelöste Psychose erlitten. Diese Personen hatten zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben Kokain konsumiert und danach eine Psychose durchlebt. Unter den aktuell konsumierenden Personen der Studie waren 50 Prozent zum Zeitpunkt der Befragung an einer durch Kokain ausgelösten Psychose erkrankt.

Auswirkungen des Kokainkonsums vielleicht überschätzt

Auf den ersten Blick deuten die Ergebnisse auf einen hohen Anteil unter den Kokainkonsumierenden hin, die eine Psychose durchleben. Das Forschungsteam erläutert jedoch einschränkend, dass die beteiligten Untersuchungspersonen wegen ihres Kokainkonsums entweder in Therapie waren oder nach einer entsprechenden Behandlung suchten. Die Teilnehmenden sind daher möglicherweise nicht vergleichbar mit anderen Personen, deren Kokainkonsum noch nicht behandlungsbedürftig ist.

Auch könne der Anteil der Personen mit einer durch Kokain ausgelösten Psychose in ihrer Meta-Analyse überschätzt sein. In einigen Studien reichte es beispielsweise aus, einzelne psychotische Symptome zu haben. In anderen Studien wurde eine Psychose nur dann diagnostiziert, wenn eine psychotische Störung festgestellt werden konnte, die meist über einen längeren Zeitraum besteht. Je strenger die Kriterien für das Vorliegen einer Psychose waren, desto weniger Personen waren daran erkrankt. Bei immerhin 16 Prozent der Personen, die zu irgendeinem Zeitpunkt ihres Lebens Kokain konsumiert hatten, wurde anschließend eine psychotische Störung festgestellt.

Es sei außerdem nicht mit Sicherheit zu sagen, dass die Psychose tatsächlich durch den Kokainkonsum ausgelöst wurde. Personen, die psychotische Erlebnisse bereits vor ihrem ersten Kokainkonsum hatten, wurden zwar aus der Untersuchung ausgeschlossen. Dennoch sei auch denkbar, dass die Psychose durch den Konsum anderer Substanzen verursacht wurde. Möglicherweise ist nicht nur eine Substanz, sondern gerade der Mischkonsum für das Entstehen einer Psychose verantwortlich. Dennoch zeigen die Ergebnisse insgesamt, dass vor allem Personen mit problematischen Kokainkonsum ein hohes Risiko für psychotische Erlebnisse haben.

 

Quelle:

Sabe, M., Zhao, N. & Kaiser, S. (2021). A systematic review and meta-analysis of the prevalence of cocaine-induced psychosis in cocaine users. Progress in Neuro-Psychopharmacology and Biological Psychiatry, 109.


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