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02.04.2010
Beobachtungen in Zahnarztpraxen in der Schweiz deuten darauf hin, dass Patientinnen und Patienten mit Cannabiskonsum häufiger Karies haben als Personen, die keinen Cannabis konsumieren. Ein Team der Universität Zürich ist dieser Beobachtung auf den Grund gegangen.
Schon kleinen Kindern wird erklärt, dass sich „Karius“ und „Baktus“ gerne an unseren Zähnen zu schaffen machen, wenn wir ihnen nicht mindestens zweimal täglich mit der Zahnbürste auf den Pelz rücken. Doch seien wir mal ehrlich, den einen oder anderen Schlendrian leistet sich jeder mal. Letztlich hängt es vom Lebensstil und der Disziplin ab, wer gute und wer schlechte Zähne hat. Und wie sieht es bei Cannabiskonsum aus? Wie diszipliniert kümmern sich Kiffer um ihr Kauwerkzeug? Haben sie tatsächlich häufiger Karies?
Dies zu überprüfen hat sich ein Team der Klinik für Präventivzahnmedizin, Parodontologie und Kariologie von der Universität Zürich auf die Fahne geschrieben. 43 Personen mit und 42 ohne Cannabiskonsum konnten über Anzeigen, Radiospots und Vorträge für die freiwillige Zahnkontrolle gewonnen werden. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zwischen 18 und 25 Jahre alt und in einem guten gesundheitlichen Allgemeinzustand. Da die Personen der Cannabisgruppe zusätzlich auch Zigaretten rauchten, war dies ebenfalls Einschlusskriterium für die Kontrollgruppe.
Beide Gruppen wurden zahnmedizinisch untersucht. Neben der Untersuchung des Zahnfleischs, des Zahnbelags und des Speichelflusses wurde der so genannte DFS-Index erhoben. Der DFS-Index ergibt sich aus der Anzahl der Zähne die entweder kariös sind (engl.: decayed) oder bereits behandelt wurden (engl.: filled surface). Zusätzlich mussten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Fragebogen zu ihrer Zahnhygiene, zu persönlichen Essgewohnheiten und zur körperlichen bzw. psychischen Gesundheit ausfüllen.
Die Auswertung der zahnmedizinischen Untersuchung und der Fragebögen förderte zunächst Überraschendes zu Tage: Zwischen den beiden Gruppen gab es keine Unterschiede bezüglich Zahnfleischerkrankungen, Zahnbelag und DFS-Index. Erst bei genauerer Betrachtung zeigten sich Unterschiede. So hatten cannabiskonsumierende Männer einen höheren DFS-Index als die Männer der Kontrollgruppe, weil sie deutlich mehr erkrankte bzw. bereits behandelte Zähne hatten. Wurde nur die Anzahl erkrankter, aber noch unbehandelter Zähne betrachtet, so waren die Unterschiede sogar für beide Geschlechter signifikant. Während in der Kontrollgruppe durchschnittlich gerade mal ein Zahn erkrankt war, wiesen die Probandinnen und Probanden der Cannabisgruppe im Schnitt fast fünf erkrankte Zähne auf.
Um Aufschluss über die Gründe für die unterschiedliche Zahngesundheit zu bekommen, wurden die Fragebögen zum Lebensstil ausgewertet. Es zeigte sich, dass Cannabiskonsumierende seltener die Zähne putzen, seltener zum Zahnarzt gehen und häufiger Limonaden bzw. gesüßte Getränke zu sich nehmen. Hinzu kommt, dass 84 Prozent der Cannabiskonsumierenden angaben, nach dem Cannabiskonsum einen trockenen Mund zu haben. Normalerweise kann Speichel einen erhöhten Säuregehalt infolge von Limonaden oder Süßigkeiten ausgleichen. Mundtrockenheit fördert somit indirekt die Kariesentwicklung.
Das Forschungsteam um Studienleiterin Carola Imfeld schließt daraus, dass der reduzierte Speichelfluss in Kombination mit dem für die Zahngesundheit ungünstigen Lebensstil die Kariesentwicklung bei Cannabiskonsumierenden begünstigt. Nicht der Cannabiskonsum selbst, sondern die Begleitumstände haben somit tatsächlich schlechtere Zähne bei Kiffern zur Folge.
Quelle:
Schulz-Katterbach, M., Imfeld, T. & Imfeld, C. (2009). Cannabis and caries - does regular cannabis use increase the risk of caries in cigarette smokers? Schweizerische Monatsschrift für Zahnmedizin. 119 (6), 576-83.
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