Giftiger Staub durch Nikotinablagerungen

19.02.2010

Rauchen macht krank. Das ist allseits bekannt. Auch die Gesundheitsgefährdung, die vom Passivrauchen ausgeht, ist gängiges Allgemeinwissen. Neu ist hingegen die Entdeckung, dass das Betreten von Räumen, in denen geraucht wurde, sogar nach dem Lüften noch ungesund ist. Schuld daran sind Nikotinablagerungen, in denen giftige Stoffe entstehen und die durch die Haut oder durch das Einatmen von Staubpartikeln aufgenommen werden.

Durch das Verbrennen von Tabak wird Nikotin freigesetzt, das sich auf Flächen wie Teppichen, Gardinen, Möbeln und Wänden festsetzt. Nikotin kann wochenlang auf diesen Materialien haften, auch nach dem Lüften. Dass von vergilbten Tapeten und muffigen Möbel sogar eine Gesundheitsgefahr ausgeht, hat ein US-amerikanisches Forschungsteam um Mohamad Sleiman vom Lawrence Berkeley National Laboratory in einer Studie zeigen können. Sie haben herausgefunden, dass sich krebserregende Nitrosamine in den Nikotinablagerungen bilden. Durch das Berühren kontaminierter Flächen oder das Einatmen von Staubpartikeln können somit giftige Nitrosamine vom Körper aufgenommen werden.

Wie das Forschungsteam im Labor nachweisen konnte, reagieren Nikotinablagerungen mit den in der Raumluft enthaltenen Stickoxiden. Dadurch bilden sich sogenannte tabakspezifische Nitrosamine (TSNAs). „TSNAs sind die am breitesten wirkenden und potentesten Karzinogene im unverbrannten Tabak und Tabakrauch“, sagt Hugo Destaillats, Mitautor der Studie. In den Nikotinablagerungen ließ sich mit dem Nitrosamin NNA sogar eine Substanz nachweisen, die im Tabakrauch gar nicht vorhanden ist.

Damit stellen Nikotinablagerungen insbesondere eine Gefahr für Kinder in Raucherhaushalten dar. Die Autorinnen und Autoren der Studie betonen, dass auch durch regelmäßiges Lüften die Karzinogene nicht aus der Wohnung entfernen werden. Selbst wenn die Eltern außerhalb der Wohnung rauchen, würden sie giftige Rückstände mit sich tragen. Denn Nikotin bleibt auch auf der Haut der Rauchenden und an ihrer Kleidung haften. Vor allem Kleinkinder sind gefährdet, weil sie sich oft in der Wohnung aufhalten und einen engen Kontakt zu ihren rauchenden Eltern haben.

Das Forschungsteam verweist darauf, dass die durch zunehmende Rauchverbote bekannter gewordene E-Zigarette somit ebenfalls eine Gesundheitsgefahr für andere Personen darstellt. Die E-Zigarette ist ein batteriebetriebener Vaporizator, in dem Nikotin durch Erhitzen verdampft wird. Dadurch sollen die durch das Verbrennen von Tabak entstehenden schädlichen Stoffe vermieden werden. In den USA fällt das Rauchen von E-Zigaretten nicht unter die Bestimmungen geltender Rauchverbote.

In ihrer Studie plädiert das Forschungsteam daher für ein 100-prozentiges Rauchverbot an allen öffentlichen Plätzen und für Selbstbeschränkungen in Wohnungen und Autos. Bei besonders stark verrauchten Räumen sollte sogar daran gedacht werden, die Möbel auszutauschen. „Wir wissen, dass Nikotinablagerungen sich über die Zeit durch häufiges Rauchen ansammeln kann, und wir wissen, dass die Giftigkeit von Nikotinablagerungen durch Alterungsprozesse mit der Zeit zunimmt“, sagt Destaillats.

Quellen:

  • Pressemitteilung
  • Sleiman, M., Gundel, L., Pankow, J., Jacob, P., Singer, B. & Destaillats, H. (2010). Formation of carcinogens indoors by surface-mediated reactions of nicotine with nitrous acid, leading to potential thirdhand smoke hazards. PNAS, doi: 10.1073/pnas.0912820107

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