Geldeinsatz bei Videospielen erhöht Risiko für Teilnahme an Glücksspielen

12.01.2022

Vom Videospiel zum Glücksspiel? Zwischen beiden Spielformen scheint es für Jugendliche einen Zusammenhang zu geben. Das legen die Ergebnisse einer Studie aus Finnland nahe.

Bild: Kerkez / istockphoto.com

Über 3 Milliarden Euro. So viel Umsatz haben Videospiele im Jahr 2020 allein mit In-Game-Käufen erzielt. Die Spiele selbst sind oftmals kostenlos. Für einen neuen Avatar, eine andere Waffe oder sonstige Utensilien lassen Spielerinnen und Spieler aber gerne mal den einen oder anderen Euro springen. Theoretisch lässt sich einiges davon auch durch besonderes Geschick erspielen, aber mit Geld geht es schneller. Eine Studie aus Finnland zeigt nun auf: Jugendliche, die für Videospiele häufiger Geld ausgeben, sind auch stärker gefährdet, ihr Geld in Glücksspiele zu stecken.

Glücksspiele sind für Jugendliche eigentlich verboten, auch in Finnland. Dennoch versuchen so manche Jugendliche ihr Glück. Laut einer europaweiten Schülerbefragung haben 22 Prozent der 15- bis 16-Jährigen in den letzten 12 Monaten mindestens einmal Geld für Glücksspiele ausgegeben. Darunter waren vor allem Lotterielose oder Sportwetten, aber auch Karten- und Würfelspiele sowie Spielautomaten.

Studienleiterin Sari Castrén und ihr Team haben sich den finnischen Datensatz der Europastudie genauer angeschaut. Rund 4.600 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 15 und 16 Jahren waren in Finnland an der Studie beteiligt. Die Jugendlichen wurden sowohl zu ihrem Glücksspielverhalten als auch zum Spielen von Videospielen befragt.

Geldeinsatz beim Videospiel eine „Eingangstür“ zum Glücksspiel?

Den Ergebnissen zufolge liegen bei 23 Prozent der Jungen und 4 Prozent der Mädchen Anzeichen für problematisches Videospielen vor. Daraus kann sich eine Videospielsucht entwickeln. Das ist beispielsweise der Fall, wenn das Videospielen immer mehr den Alltag dominiert, alle anderen Aktivitäten an Bedeutung verlieren und weitergespielt wird, obwohl Spielende negative Konsequenzen zu spüren bekommen haben.

Problematisches Videospielen allein war in der Studie zwar noch kein bedeutsamer Risikofaktor für die Teilnahme an Glücksspielen. Wenn Schülerinnen und Schüler aber häufiger Geld in Videospiele investierten, dann waren sie auch eher geneigt, ihr Geld für Glücksspiele auszugeben. Dies betraf Jungen stärker als Mädchen. Nach Einschätzung des Forschungsteams sei es denkbar, dass der Einsatz von Geld in Videospielen gewissermaßen die „Eingangstür“ zum Glücksspiel öffnet.

Bei Videospielen können beispielsweise so genannte Lootboxen eine Verbindung zwischen Gaming und Glücksspiel herstellen. Lootboxen sind virtuelle Kisten, deren Inhalt Spielenden Vorteile verschaffen kann. Ob sich nützliche Gegenstände oder nur geringwertige Dinge darin befinden, ist jedoch wie bei einem Lotterielos dem Zufall überlassen.

Problematische Glücksspiele und Substanzkonsum beeinflussen sich wechselseitig

Generell gilt die Teilnahme an Glücksspielen für Jugendliche als risikobehaftet. Wer schon in jungen Jahren der Versuchung erliegt, Geld in Glücksspiele zu stecken, hat ein höheres Risiko, später Probleme damit zu bekommen. Das können psychische Probleme sein, aber auch Konflikte mit der Familie oder strafrechtliche Konsequenzen.

Hinzu kommt, dass das problematische Spielverhalten auch mit problematischem Substanzkonsum in Zusammenhang steht. So haben Castrén und ihr Team nachweisen können, dass Alkohol und anderer Drogenkonsum das Risiko für die Teilnahme an Glücksspielen unter Jugendlichen erhöhen. Vermutlich gibt es eine sich gegenseitige Verstärkung, erklärt das Forschungsteam: Substanzkonsum könnte die Neigung zum Glücksspielen verstärken und problematisches Glücksspiel wiederum Substanzkonsum befeuern.

 

Quellen:


Kommentare

Kommentare

Um Kommentare schreiben zu können, musst du dich anmelden oder registrieren.