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04.12.2024
Ein Belohnungsbier nach der Arbeit? Eine Studie weist nach, dass geistig anstrengende Tätigkeiten die Lust auf ungesunde Lebensmittel und Drogen fördern kann.
Bild: Andrii Bicher / istock.com
Schuhe aus, Jogginghose an und zur Belohnung für die getane Arbeit ein Bier, Eis oder Schokolade. Ganz nach dem Motto: „Das habe ich mir verdient.“ Zumindest ist das Teufelchen auf der einen Schulter dieser Meinung. Das Engelchen auf der anderen Schulter appelliert hingegen an die Vernunft: „Denk an deine Gesundheit!“ Bei inneren Verhaltenskonflikten stehen sich Selbstkontrolle und Impulsivität häufig gegenüber.
Ein internationales Forschungsteam hat eine Studie vorgelegt, derzufolge geistige Anstrengung das Teufelchen stärkt und das Engelchen schwächt. Deshalb würden sich mental ausgelaugte Menschen impulsiven Bedürfnissen eher hingeben.
Mit mehreren Experimenten haben sie untersucht, ob sich der Konsum von belohnenden Dingen wie Chips, Schokolade oder Kokain bei geistiger Anstrengung verändert. Und tatsächlich: Dieselben Chips und dieselbe Schokolade schmeckten den Befragten besser, wenn sie vorher eine geistig anstrengende Aufgabe erledigen sollten. Diese führte auch dazu, dass mehr Chips und Schokolade gegessen wurde.
Die Forschenden schließen daraus, dass nach geistig anstrengenden Tätigkeiten Belohnungen intensiver wahrgenommen werden. Wurden neutrale Einschätzungen in den Experimenten abgefragt wie die Härte eines Tisches oder die Länge eines Stiftes konnte kein Effekt gefunden werden. Die intensivere Wahrnehmung gilt offenkundig nur für Dinge, die als belohnend wahrgenommen werden.
Drogen vermitteln ein noch stärkeres Belohnungsgefühl als Chips und Schokolade. Die Forschenden haben sich daher auch die Wirkung von Kokain angeschaut. Sie untersuchten, ob Ratten mehr Kokain konsumieren, wenn sie zuvor eine geistig herausfordernde Aufgabe absolvieren mussten. Im Ergebnis ließ sich beobachten, dass der Kokainkonsum der Tiere, die eine anstrengende Aufgabe hatten, höher war und sich mehr bewegten als Kontrolltiere, die sich nicht anstrengen mussten. Dies interpretieren die Forschenden als gesteigerte Kokainwirkung.
Interessanterweise wurde der Effekt nicht gefunden, wenn zwischen der anstrengenden Aufgabe und dem Konsum Zeit verging. In der Studie wurde verglichen, ob sich der Kokainkonsum verändert, wenn dieser erst 2 bis 4 Stunden nach der Aufgabe erfolgt. Dabei zeigte sich: Die Tiere konsumierten weniger Kokain, wenn sie warten mussten. Auch die Wirkung war unter diesen Tieren weniger intensiv.
Zu warten kann somit helfen, wenn man erschöpft ist und gerade Lust auf ein Bier, einen Joint oder eine andere ungesunde Belohnung hat. Dann wird es von alleine einfacher, zu widerstehen. Die Forschenden argumentieren, dass Selbstkontrolle eine Erholungsphase braucht, während der es besonders schwer ist, sich zurückzuhalten. Wartet man diese Phase aber ab, so wird es einfacher, weil die Lust auf die Belohnung von alleine nachlässt.
Zu warten klingt zwar einfach, für Menschen mit einer Sucht kann das Warten jedoch eine Herausforderung sein. Aber zum Glück gibt es Tricks, die helfen könnenwie zum Beispiel:
Beratungsangebote können dabei helfen, das Verlangen in den Griff zu kriegen. Das Online-Programm Quit the Shit hilft beim Verändern des Cannabiskonsums. Bei Alkoholkonsum hilft das Programm Change your Drinking, und wer weniger Zeit mit digitalen Medien verbringen will, bekommt bei Ins-Netz-gehen Unterstützung. Die Angebote sind kostenlos und anonym nutzbar.
Quellen:
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