Home > News > Aktuelle Meldungen > Gehirnveränderungen bei häufigem Konsum von Ketamin
22.06.2022
Die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Übersichtsarbeit legen nahe, dass der langfristige Konsum von Ketamin zu Rauschzwecken Gehirnschäden nach sich zieht.
Bild: Talaj / istockphoto.com
Ketamin ist ursprünglich als Narkosemittel entwickelt worden und wird heute noch in der Notfallmedizin als Schmerzmittel verwendet. Seit 2019 kann die Variante Esketamin auch als Nasenspray gegen Depressionen ärztlich verordnet werden. Ketamin wird mitunter jedoch als Rauschmittel missbraucht, weil die Substanz als Nebenwirkung halluzinogene Effekte bis hin zu Nahtoderfahrungen erzeugt.
Konsumierende die Ketamin als Rauschdroge verwenden, nehmen meist ein Vielfaches der medizinisch wirksamen Dosis ein. Frühere Untersuchungen haben Hinweise dafür vorgelegt, dass der langfristige Freizeitkonsum Nervenschäden nach sich ziehen könnte. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Jurriaan Strous von der Universität Groningen in den Niederlanden hat alle verfügbaren Studien in einer wissenschaftlichen Übersichtsarbeit gesichtet.
Insgesamt 16 Studien hat das Team recherchiert. Darin enthalten sind die Daten von 440 chronisch Konsumierenden und 259 drogenfreien Vergleichspersonen. Bei weiteren 44 Personen lag Mischkonsum mit anderen Drogen vor. Die Konsumierenden nutzten Ketamin zwischen 2 und 10 Jahren.
Nach Sichtung der Studienergebnisse stellt das Forschungsteam fest, dass sich die Gehirne von chronisch Konsumierenden strukturell von denen abstinenter Vergleichspersonen unterscheiden. Ob die Veränderungen erst durch den Ketaminkonsum verursacht wurden oder bereits vor dem Einstieg bestanden, lasse sich zwar nicht mit Sicherheit sagen. Für einen ursächlichen Einfluss der Droge spreche aber, dass viele der beobachteten Hirnveränderungen umso ausgeprägter seien, je länger und je mehr die Personen konsumiert haben.
Das betrifft unter anderem die Dicke der Hirnrinde. Das auch als graue Substanz bezeichnete Nervengewebe ist in manchen Bereichen dünner als bei drogenfreien Vergleichspersonen. Auch die Vernetzung zwischen Hirnregionen und die weiße Substanz ist bei Ketaminkonsumierenden teils weniger gut ausgeprägt. Als weiße Substanz werden Nervenfasern bezeichnet, die von einer weißlichen isolierenden Schicht umhüllt sind.
Die Hirnveränderungen stehen laut den Recherchen mit negativen Folgen sowohl für die geistigen Leistungen als auch für die psychische Gesundheit in Zusammenhang. So wiesen Konsumierende schlechtere Gedächtnisleistungen auf als Vergleichspersonen und litten häufiger unter Depressionen.
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