Gedächtnisprobleme bei Ecstasykonsum durch gestörten Schlaf

23.05.2014

Schlaf ist nicht nur für unser Wohlbefinden wichtig, auch für unser Gedächtnis. Eine dauerhafte Verankerung von tagsüber gelernten Informationen erfolgt erst im Schlaf. Der Konsum von Ecstasy kann diesen nächtlichen Speicherprozess stören - auch wenn der letzte Rausch schon eine Woche zurückliegt.

Student schläft in leerem Hörsaal

Bild: .marqs / photocase.com

Feiern auf Ecstasy bedeutet oft durchmachen bis weit in den nächsten Tag hinein. Unter diesen Umständen kommt der Schlaf natürlich zu kurz. Doch auch unabhängig von den akuten Wirkungen von Ecstasy berichten etwa 40 Prozent der gelegentlich Konsumierenden von Schlafstörungen. Ebenso viele User berichten von Lern- und Gedächtnisproblemen. Der mögliche Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Gedächtnisproblemen bei Ecstasykonsumierenden wurde bisher jedoch kaum untersucht.

Der australische Wissenschaftler Russel Conduit und sein Team haben sich dieser Frage angenommen. Im Rahmen ihrer Studie untersuchten sie zwölf regelmäßig konsumierende Ecstasy-User, die vor Studienbeginn allerdings mindestens sieben Tagen nicht mehr konsumiert haben durften. Zum Vergleich wurden 26 drogenfreie Kontrollpersonen herangezogen.

Gedächtnistests mit Ablenkung

Alle Teilnehmenden absolvierten eine Reihe verschiedener Tests. Darunter war ein Gedächtnistest, mit dem gezielt überprüft werden sollte, ob regelmäßiger Ecstasy-Konsum tatsächlich die Speicherprozesse im Schlaf beeinträchtigt. Im Rahmen des Tests mussten die Probandinnen und Probanden am Abend bestimmte Wortpaare lernen. Zwölf Stunden später, also am nächsten Morgen, wurde das zuvor Gelernte wieder abgefragt. Diese Prozedur wurde einmal ohne und einmal mit gezielter Ablenkung durchgeführt. Die Ablenkung erfolgte durch nachfolgendes Lernen ähnlicher Wortpaare.

Es zeigte sich, dass die Personen der Ecstasy-Gruppe ohne Ablenkung zwar eine tendenziell schlechtere Gedächtnisleistung ablieferten als die der Kontrollgruppe. Die Unterschiede waren aber statistisch nicht signifikant. Waren die Anforderungen durch das Lernen ablenkender Wortpaare erschwert, waren ihre Leistungen allerdings signifikant, also deutlich schlechter als die der Kontrollgruppe.

Verfestigung im Tiefschlaf

Conduit und sein Team vermuten, dass die Veränderung des Schlafes eine Ursache für die mangelnde Verfestigung der Lerninhalte bei Ecstasy-Usern sein könnte. Lerninhalte werden vor allem während der Tiefschlafphasen dauerhaft im Langzeitgedächtnis abgespeichert. Diese Phasen sind bei den Ecstasy-Usern tendenziell kürzer als bei den Kontrollpersonen. Das zeigten Schlafprotokolle, die ebenfalls im Rahmen der Studie angefertigt wurden. Weitere Studien seien nun notwendig, um zu überprüfen, wie langfristig die Einschränkungen der Lernfähigkeit sind.

Quelle:
Smithies, V., Broadbear, J., Verdejo-Garcia, A. & Conduit, R. (2014). Dysfunctional overnight memory consolidation in ecstasy users. J Psychopharmacol. Published online before print March 4, 2014, doi: 10.1177/0269881114525673.


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