Home > News > Aktuelle Meldungen > Früherer Psychose-Ausbruch bei Cannabiskonsum
11.02.2011
Cannabiskonsum steht seit längerem im Verdacht, am Ausbruch von psychotischen Erkrankungen zumindest mitbeteiligt zu sein. Einzelstudien deuten darauf hin, dass Cannabiskonsumierende früher an einer Psychose erkranken als abstinente Personen. Ein australisches Forschungsteam ist dem Phänomen im Rahmen einer Meta-Analyse auf den Grund gegangen.
Wenn sich ein Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und einem früheren Beginn einer psychotischen Erkrankung nachweisen ließe, dann würde dies die Hypothese unterstützen, dass Cannabis ursächlich mit dem Ausbruch von Psychosen in Verbindung steht, argumentieren Studienleiter Matthew Large und sein Team in ihrem Fachartikel.
Zur Überprüfung ihrer Hypothese führte das Forschungsteam eine so genannte Meta-Analyse durch. Auf der Grundlage einer systematischen Recherche in Fachdatenbanken wurden zunächst 83 Einzelstudien identifiziert, die Daten zum Cannabiskonsum und zum Alter beim Ausbruch einer Psychose beinhalten. In die Meta-Analyse gingen schließlich Daten von über 8.000 Drogenkonsumierenden und über 14.000 Kontrollpersonen ein. Der Vorteil einer Meta-Analyse gegenüber einer Einzelstudie liegt darin begründet, dass durch die deutlich größere Anzahl an einbezogenen Personen, die Zuverlässigkeit der Ergebnisse erhöht wird.
Nach Analyse der berücksichtigten Studien fand das Forschungsteam heraus, dass bei Cannabiskonsumierenden eine Psychose im Schnitt 2,7 Jahre früher diagnostiziert wurde als bei Personen, die kein Cannabis konsumierten. In einigen Studien wurden neben Cannabis auch andere illegale Drogen berücksichtigt. Auf dieser Grundlage ließ sich für Drogenkonsumierende ein um 2 Jahre früherer Beginn einer psychotischen Erkrankung ermitteln. Das durchschnittliche Alter beim Ausbruch einer Psychose war jedoch umso niedriger, je höher der Anteil an Cannabiskonsumierenden in den Stichproben war. Für den Konsum von Alkohol konnte hingegen kein niedrigeres Alter beim Beginn einer psychotischen Erkrankung gefunden werden.
In ihrem Forschungsartikel schlussfolgern Large und sein Team, dass Cannabiskonsum die Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch einer Psychose bei hierfür anfälligen Personen erhöht. Cannabis sei wahrscheinlich nicht die alleinige Ursache, könne aber im Zusammenspiel mit genetischen und Umweltfaktoren oder durch Hirnveränderungen zu einer erhöhten Psychose-Anfälligkeit beitragen.
Die Reduzierung des Cannabiskonsums in der Bevölkerung könne somit ein Weg sein, um die Folgen von psychotischen Erkrankungen zu mildern. Denn selbst wenn eine Psychose auch ohne Cannabis ausbrechen sollte, wäre eine Verzögerung um 2 bis 3 Jahre von Bedeutung: Je später eine Psychose ausbricht, desto besser seien die Aussichten auf Heilung. Sind die Betroffenen noch im Jugendalter, könnte ein verzögerter Beginn der Krankheit entscheidend dazu beitragen, dass sie bereits wichtige Entwicklungsschritte vollzogen haben, die ihnen helfen, mit den langfristigen Folgen einer Psychose umzugehen.
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