Früher Einstieg und häufiger Cannabiskonsum verschlechtern die Chancen auf Schulabschluss

29.04.2004

Die Wahrscheinlichkeit eines Schulabbruchs bei einem 16-jährigen Jugendlichen, der gewohnheitsmäßig kifft, ist um mehr als das Fünffache erhöht. Zu dem Ergebnis kommt eine neuseeländische Forschergruppe auf Grund einer Längsschnittstudie mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Im Rahmen der neuseeländischen Längsschnittstudie wurden 1.265 jungen Menschen zwischen ihrem 15. und 25. Lebensjahr mehrmals zu ihren Konsumgewohnheiten befragt. Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Schulabbruch zunimmt, je früher die Befragten in den Konsum eingestiegen sind und je häufiger sie Cannabis konsumiert hatten. Von den 16-Jährigen, die schon mehr als 100-mal gekifft hatten, hatten 82% die Schule vorzeitig verlassen. Von denjenigen, die mit 16 noch nie gekifft hatten, waren nur 14% ohne Abschluss von der Schule gegangen.

Deutlich wurde bei der Analyse, dass Jugendliche, die unter ungünstigen sozialen Verhältnissen aufgewachsen sind, am häufigsten Cannabis konsumieren. Als ungünstig gelten beispielsweise Scheidungen der Eltern oder sexueller Missbrauch. Nun wäre denkbar, dass diese sozialen Einflüsse in erster Linie für die schlechten Schulleistungen verantwortlich sind und Cannabiskonsum lediglich eine Begleiterscheinung ist. Durch statistische Analysen konnte der Einfluss dieser ungünstigen sozialen Bedingungen ermittelt werden, um den alleinigen Effekt des Cannabiskonsums herauszufinden. Dabei zeigte sich, dass Cannabiskonsum einen signifikant negativen Einfluss auf die schulischen Leistungen hat. Demnach entsteht bei jugendlichen Cannabiskonsumenten - unabhängig von den sozialen Verhältnissen - eine bis zu 3,7-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit, die Schule ohne Abschluss zu verlassen.

Wie lässt sich der Zusammenhang zwischen frühem Cannabiskonsum und schlechten Schulleistungen erklären? Aufgrund ihrer Analyse schließen die Autoren einen negativen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten ebenso aus wie die Hypothese eines Amotivationssyndroms. Denn späterer Cannabiskonsum habe beispielsweise kaum einen Einfluss auf weitere Bildungsabschlüsse (z. B. Unistudium). Vielmehr sei der soziale Kontext, in dem Cannabis konsumiert wird dafür verantwortlich, dass ein alternativer Lebensstil mit unkonventionellen Wertvorstellungen aufgegriffen werde. Dabei würde vermutlich die Wichtigkeit guter schulischer Leistungen abnehmen, vermuten die Autoren. Dies würde schließlich dazu führen, dass die Schule vernachlässigt wird.

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Quelle:

Fergusson, D. M., Horwood, L. J. & Beautrais, A. L. (2003). Cannabis and educational achievement. Addiction, 98, 1681-1692.


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