Forschungsteam überarbeitet Richtlinien fürs Kiffen

11.08.2017

Wissenschaftliche Empfehlungen fürs Kiffen? Ja, so was gibt es. Ein internationales Forschungsteam hat zehn Regeln zur Schadensbegrenzung beim Konsum von Cannabis aufgestellt. Dabei hat es sich am aktuellen Stand der Forschung orientiert.

Marihuanablüte

Bild: laborec425 / Fotolia.com

Nicht konsumieren lautet die erste Empfehlung. Dies sei der effektivste Weg, um die Risiken des Kiffens zu vermeiden. Soso. Vermutlich soll damit nur klargestellt werden, dass mit den Empfehlungen keinesfalls der Konsum gefördert werden solle.

Für die Entwicklung weiterer Regeln wurde hingegen tief in den Archiven der Forschung gegraben. Die Literaturliste ist fast so lang wie der Fachartikel selbst. Studienleiter Benedikt Fischer und sein Team haben 2011 erstmals Richtlinien für den Cannabiskonsum aufgestellt. Mit der aktuellen Publikation sollten die alten Regeln am aktuellen Stand der Forschung angepasst werden. Folgende Empfehlungen wurden formuliert:

  1. Abstinenz am sichersten: Wer sich für den Konsum entscheidet solle sich bewusst machen, dass akute und langfristige Risiken hiermit verbunden sind.
  2. Frühen Einstieg vermeiden: Insbesondere der Konsum vor dem Alter von 16 Jahren sei mit hohen Risiken verbunden, beispielsweise für die Gehirnentwicklung.
  3. Auf THC/CBD-Gehalt achten: Der Konsum von hochpotentem Cannabis mit viel THC und wenig CBD solle vermieden werden. Hochgezüchteter Cannabis stehe unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Psychosen in Zusammenhang.
  4. Keine synthetischen Cannabinoide: Synthetische, also künstlich hergestellte Cannabinoidestehen mit besonders schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen wie Schlaganfall und Herzinfarkt, teils sogar mit Todesfolge in Zusammenhang.
  5. Rauchen vermeiden: Das Rauchen von verbranntem Cannabis könne die Lunge schädigen. Andere Konsumformen wie beispielsweise die Inhalation mittels Vaporizator, der Cannabis verdampft, seien weniger belastend. Das Essen von Cannabis umgeht zwar die Risiken für die Atemwege, allerdings tritt die Wirkung zeitverzögert ein, was zu ungewollt hohen Dosierungen führen könne.
  6. Tiefe Inhalation vermeiden: Wenn geraucht wird, dann sollten Inhalationstechniken vermieden werden, mit denen der Rauch besonders tief eingeatmet oder der Atem lang angehalten wird. Diese Praktiken würden die Aufnahme giftiger Partikel in die Lunge erhöhen.
  7. Häufigen Konsum vermeiden: Häufiger, vor allem täglicher Konsum habe mit hoher Wahrscheinlichkeit schädliche gesundheitliche und soziale Folgen. Gelegentlicher Konsum sei beispielsweise maximal einmal in der Woche.
  8. Kein Cannabis am Steuer: Konsumierende sollten mindestens sechs Stunden nach dem letzten Konsum warten, bis sie sich ans Steuer setzen oder andere schwere Maschinen bedienen. Der Nachweis von Cannabis ist unter Umständen noch länger möglich.
  9. Kein Konsum für besondere Risikogruppen: Bestimmte Personen haben höhere Gesundheitsrisiken und sollten auf den Konsum verzichten. Dies betreffe vor allem Personen mit Angehörigen ersten Grades (Eltern, Geschwister), die in der Vergangenheit an einer Psychose erkrankt oder drogenabhängig waren. Zudem gebe es Hinweise, dass schwangere Frauen die Gesundheit ihres Kindes gefährden, wenn sie Cannabis konsumieren.
  10. Multiple Risiken vermeiden: Konsumierende sollten sich bewusst machen, dass sich die Wahrscheinlichkeit für gesundheitliche und soziale Folge durch die Kombination mehrerer der oben genannten Risiken nochmals erhöht.

Hintergrund für die Entwicklung des Regelwerks ist die weite Verbreitung des Cannabiskonsums in Kanada und den USA. Die Empfehlungen für den Gebrauch von Cannabis soll Konsumierenden eine Orientierung geben, wie sie die Risiken des Konsums minimieren oder bei Beachtung von Regel 1 ganz ausschließen können. Ein ähnliches Regelwerk zur Schadensminimierung besteht schon seit längerem für den Konsum von Alkohol.


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