Forscher verwechselten Drogen

10.09.2003

Im September letzten Jahres hatten die Ergebnisse eines Tierexperiments für Aufsehen gesorgt. Die Forscher schrieben in der renommierten Fachzeitschrift "Science", dass der typische Ecstasykonsum von Partygängern erhebliche Hirnschäden verursachen könne und dadurch das Risiko einer Parkinson-Erkrankung erhöhe. Nun haben die Autoren ihre Aussagen zurückgenommen. Der Grund: Sie verwechselten die verwendeten Drogen, weil die Behälter falsch beschriftet waren.

In dem Tierexperiment verabreichte die Forschergruppe um George Ricaurte von der Johns Hopkins University in Baltimore zehn Affen drei Mal im Abstand von drei Stunden Ecstasy in einer Menge, die einer typischen Drogeneinnahme von Partygängern entsprechen sollte (siehe auch News "Parkinson durch Ecstasy?" vom 11.10.2002 ). Zwei Affen starben bereits vor Ablauf des Experiments. Die anderen Affen wiesen später erhebliche Schäden in Hirnarealen auf, die Dopamin enthalten. Die Forscher leiteten daraus die Schlussfolgerung ab, dass der für Partygänger typische Ecstasykonsum schwere Hirnschädigungen verursachen könne und dadurch das Risiko einer Parkinson-Erkrankung drastisch erhöhe. Zu den Symptomen der Parkinson-Krankheit gehören unter anderem ein feines Zittern und eine steife Haltung. Der ehemalige Boxer Muhammad Ali leidet beispielsweise unter dieser Krankheit.

Die Forscher mussten ihre Ergebnisse nun widerrufen, weil sich herausstellte, dass gar kein Ecstasy in der Studie verwendet wurde. Bis auf eine Ausnahme bekamen die Tiere Methamphetamin statt MDMA. Bei einer bewussten Verwendung von Methamphetamin -auch bekannt als "Crystal-Speed" oder "Ice" - wären die Ergebnisse zu erwarten gewesen, so die Forscher.

Die Verwechslung sei auf einen Beschriftungsfehler zurückzuführen. Am selben Tag wurden Behälter mit MDMA und Methamphetamin vom selben Produzenten angeliefert. Misstrauisch wurden die Forscher, weil sich die Ergebnisse in keinem Folgeexperiment wiederholen ließen. Eine spätere Laboruntersuchung des Behälters, der angeblich Methamphetamin enthalten sollte, bestätigte, dass er in Wirklichkeit MDMA enthielt. Die Flasche mit der Aufschrift "MDMA" war zwar schon leer, eine Analyse der Affenhirne konnten allerdings Spuren von Methamphetamin nachweisen.

"Ich bin erstaunt darüber, dass erfahrenen Wissenschaftlern solch ein Fehler unterläuft", sagte John Henry, ein führender Ecstasyforscher in Großbritannien. Colin Blakemore, Physiologie-Professor an der Oxford University formulierte es noch schärfer: "Egal, für wie giftig man Ecstasy hält, es sterben nicht jedes Wochenende 40 Prozent der Konsumenten."

Quellen:
Ricaurte, G., Yuan, J., Hatzidimitrou, G., Cord, B. & McCann, U. (2003). Retraction. Science, 301, 1479.
www.newscientist.com
www.spiegel.de


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