Flashbacks nach Konsum von Halluzinogenen

17.08.2022

Halluzinogene wie LSD oder Psilocybin werden nicht nur zu Freizeitzwecken konsumiert. Die Wirkung von Halluzinogenen wird auch wissenschaftlich untersucht. Eine aktuelle Studie ist der Frage nachgegangen, ob Versuchspersonen Flashbacks erleben.

Bild: flubber / photocase.de

Manchmal scheinen unbewegte Objekte sich zu bewegen oder Farben intensiver zu leuchten. Befragungen von Menschen, die Halluzinogene zu Freizeitzwecken konsumieren, legen nahe, dass es das Phänomen Flashback tatsächlich gibt. Meist handelt es sich um optische Erscheinungen, wie sie auch während des Rauschs vorkommen können.

Über die Häufigkeit von Flashbacks gibt es allerdings sehr unterschiedliche Angaben. Schätzungen zufolge, erleben zwischen 15 und 75 Prozent der Konsumierenden nach Abklingen der Wirkung gelegentlich noch Wahrnehmungsstörungen. Darauf verweist ein Forschungsteam aus der Schweiz in einer aktuellen Publikation. Unklar sei, ob das Phänomen Flashback auch in klinischen Studien vorkommt. In klinischen Studien wird unter anderem untersucht, wie Halluzinogene auf gesunde Versuchspersonen wirken.

Studienleiter Felix Müller und sein Team haben die Teilnehmenden aus sechs Studien zu einer großen Stichprobe zusammengefasst. Es handelte sich um randomisiert-kontrollierte Studien, in denen die Wirksamkeit von Halluzinogenen mit der von Placebos verglichen wurde. Darin kamen überwiegend die Halluzinogene LSD und Psilocybin zum Einsatz. Teils wurden auch Vergleiche mit Amphetamin, MDMA und bestimmten Medikamenten vorgenommen.

Flashbacks meist begrenzt auf eine Woche

Unter den 142 Teilnehmenden gaben 13 Personen an, Flashbacks im Nachgang der Studie erlebt zu haben. Das sind 9 Prozent der Befragten. In der Regel traten Flashbacks vor dem Einschlafen oder nach dem Aufwachen auf oder wenn sich die Personen entspannten.

Bei den meisten Personen traten Flashbacks nur über einen Zeitraum von einer Woche auf, nachdem sie Halluzinogene in der Studie konsumiert hatten. Die Flashbacks waren in der Mehrzahl visuelle Erscheinungen, die einige Sekunden bis Minuten angehalten haben. Nur eine Person nahm über mehrere Stunden Farben intensiver wahr und hatte den Eindruck, dass ihr Denken verlangsamt war.

Von den 13 Personen mit Flashbacks erlebte nur eine Frau Nachwirkungen, die über eine Woche hinausgingen. Über einen Zeitraum von sieben Monaten hatte die 26-Jährige etwa 30 Situationen, in denen sie leuchtende Punkte gesehen habe. Diese Erscheinungen hätten jeweils nur Sekunden angehalten. Nach ihren Angaben seien die Flashbacks nicht belastend gewesen und inzwischen auch ganz verschwunden.

Die Studie liefert somit einen Hinweis, dass es Flashbacks auch in medizinischen Studien geben kann. Allerdings würden diese „kein klinisch relevantes Problem“ darstellen, schlussfolgern Müller und sein Team. In den meisten Fällen seien Flashbacks nur ein vorübergehendes Phänomen, das als wenig belastend empfunden werde. Einschränkend ist aber zu erwähnen, dass die Stichprobe eher klein war und nicht auszuschließen ist, dass in größeren Studien auch schwerwiegendere Flashbacks auftreten.

Fallberichte mit schweren Flashbacks

Für Flashbacks mit einer schweren Symptomatik gibt es die Diagnose HPPD. Die Abkürzung steht für die englische Bezeichnung „Hallucinogen Persisting Perception Disorder“. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es Berichte von Fällen, in denen Betroffene über Monate teils stark belastende Flashbacksymptome hatten. In der Studie von Müller und seinem Team gab es jedoch keinen Fall von HPPD.

 

Quelle:

Müller, F., Kraus, E., Holze, F., Becker, A., Ley, L., Schmid, Y., Vizeli, P., Liechti, M. E. & Borgwardt, S. (2022). Flashback phenomena after administration of LSD and psilocybin in controlled studies with healthy participants. Psychopharmacology, 239, 1933-1943.


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