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17.04.2024
In den USA häufen sich Todesfälle aufgrund des Mischkonsums von Opioiden mit Kokain. Forscher aus den Niederlanden warnen, dass manche der Konsumierenden einen fatalen Irrtum begehen.
Bild: dieterkowallski / photocase.de
Die USA werden nach Einschätzung von Experten von einer „vierten Welle“ der Opioid-Krise erfasst. Erst waren verschreibungspflichtige Opioide verantwortlich für eine Vielzahl an Todesfällen. Dann folgte eine Zunahme des Heroinkonsums. Illegal hergestellte synthetische Opioide bildeten eine dritte Welle. Nun scheint der Mischkonsum von Opioiden mit Kokain eine neue Welle von Todesfällen zu verursachen.
In einem Fachartikel haben sich Jan van Amsterdam und Wim van den Brink mit der Frage befasst, was hinter den Todesfällen steckt. Im Vergleich zu Kokain seien Opioide wie Heroin die deutlich gefährlicheren Drogen, erklären die Forscher. Denn der Dosisunterschied zwischen einem Rausch und einer tödlichen Atemlähmung sei bei Opioiden sehr klein. Bei synthetischen Opioiden wie Fentanyl sei das Risiko besonders hoch. Kann Kokain diese Gefahr verschärfen?
Um der Frage auf den Grund zu gehen, haben die Forscher alle relevanten Studien zum Thema gesichtet und sich mit den pharmakologischen Wirkungen befasst. Denkbar sei, dass Kokain den Abbau des Opioids verlangsamt. Die Folge wäre, dass das Opioid länger einwirkt und so die Gefahr der Atemlähmung erhöht. Diese Annahme hat sich aber nicht bestätigt. Kokain habe nur einen geringfügigen Einfluss auf den Abbau des Opioids.
Auch versehentlicher Mischkonsum beispielsweise durch mit Fentanyl verunreinigtes Kokain könne die starke Zunahme an Todesfällen nicht erklären. Nach den Recherchen der Forscher gäbe es zwar durchaus solche Fälle, Mischkonsum sei aber meist auf den bewussten Konsum beider Substanzen zurückzuführen.
Aus Sicht der Forscher seien die meisten Todesfälle beim Mischkonsum von Opioiden und Kokain vermutlich auf einen sorglosen Umgang mit beiden Drogen zurückzuführen. Personen, die Heroin mit Kokain mischen, seien meist impulsiver, also unkontrollierter in ihrem Handeln, als Personen, die nur Heroin konsumieren. Beim Mischkonsum handeln diese Person womöglich nach dem Motto „Viel hilft viel“, um den Rausch zu intensivieren. Hinzu komme, dass die Wirkung von Kokain generell zu unbedachtem Handeln verleitet.
In Kombination mit Opioiden ist das aber eine potentiell tödliche Mischung. Insbesondere bei hohen Dosen von Kokain. Dann habe Kokain nach Aussagen der Forscher ebenfalls einen hemmenden Einfluss auf das Atemzentrum im Gehirn. Zudem führe Kokain dazu, dass der Körper mehr Sauerstoff benötigt. Allerdings verlangsamen Opioide die Atmung, wodurch weniger Sauerstoff aufgenommen wird. Dies erhöhe das Risiko gefährlicher Herz-Kreislaufprobleme.
Die Forscher weisen zudem darauf hin, dass manche der Konsumierenden einem fatalen Irrtum unterliegen: Sie glauben, dass Kokain die atemlähmende Wirkung von Opioiden aufheben oder abmildern könne. Das ist aber falsch. Um die Opioidwirkung aufzuheben, braucht es den Gegenspieler Naloxon.
Van Amsterdam und van den Brink warnen daher, dass der Mischkonsum von Opioiden und Kokain unbedingt zu vermeiden ist. Das Risiko einer tödlichen Überdosis beim Mischkonsum ist gegenüber dem jeweils alleinigen Konsum der Drogen deutlich erhöht. Das gelte vor allem dann, wenn die Drogen gespritzt werden, was unter dem Szenebegriff „Speedball“ bekannt ist. Beim Mischen von Opioiden mit anderen Stimulanzien wie Methamphetamin müsse mit ähnlich hohen Risiken gerechnet werden.
Quelle:
Van Amsterdam, J. & van den Brink, W. (2024). Explaining the high mortality among opioid-cocaine co-users compared to opioid-only users. A systematic review. Journal of Addictive Diseases, https://doi.org/10.1080/10550887.2024.2331522
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