Erhöhtes Parkinsonrisiko durch Speed

01.06.2012

Die aufputschende Wirkung von Amphetaminen beruht im Wesentlichen auf die verstärkte Freisetzung des Hirnbotenstoffs Dopamin. Schon länger wird vermutet, dass der Konsum von Speed daher auch die Entstehung der Parkinson-Krankheit begünstigen kann. Eine groß angelegte Analyse von Krankenhausakten in den USA bestätigt nun diese Vermutung.

Langzeitaufnahme von sehr hohem Kettenkarussel

Bild: AlexM79 / photocase.com

Der Boxer Muhammad Ali ist einer der prominentesten Patienten, die unter der Parkinson-Krankheit leiden. Bei der Erkrankung kommt es zu einem fortschreitenden Verlust an Nervenzellen, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Klassische Symptome sind Bewegungsverlangsamung, Muskelsteifheit und Zittern.

Schon vor 30 Jahren hat die Wissenschaft anhand von Tierexperimenten nachweisen können, dass Amphetamin Dopaminzellen schädigt. Illegal gehandeltes Amphetamin wird auch als Speed bezeichnet und zum Aufputschen konsumiert. Bisher war jedoch nicht klar, ob die Ergebnisse auf den Menschen übertragen werden können und sich daraus auch ein erhöhtes Parkinson-Risiko ergibt. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, führte ein Forschungsteam aus den USA und Kanada eine breit angelegte Analyse von Krankenhausakten des US-Bundesstaats Kalifornien durch. Das Team um Studienleiter Russell Callaghan durchkämmte alle Akten, die über einen Zeitraum von 16 Jahren, von 1990 bis 2005, angelegt wurden. Darüber hinaus nutzten sie die Daten von Sterberegistern. Hierbei werteten sie aus, welche Krankheit zur Aufnahme ins Krankenhaus führte oder Sterbeursache war.

Um herauszufinden, ob der Konsum von Amphetaminen das Parkinsonrisiko erhöht, verglichen sie alle Patienten und Patientinnen, die ursprünglich aufgrund ihres Amphetaminkonsums ins Krankenhaus kamen, mit einer neutralen Patientengruppe. Hierbei handelte es sich um Personen mit einer Blinddarmerkrankung. Zusätzlich wurde eine Gruppe von Kokainkonsumierenden in die Studie einbezogen, um sicherzustellen, dass das Parkinsonrisiko auch tatsächlich auf die spezifische Wirkung von Amphetaminen im Gehirn zurückzuführen ist. Kokain ist ebenfalls ein Aufputschmittel, jedoch mit einem etwas anderen Wirkmechanismus als Amphetamin.

Insgesamt wurden über 280.000 Patientenakten in die Auswertung einbezogen. Sowohl das Alter als auch das Geschlecht und der ethnische Hintergrund wurden bei der Analyse berücksichtigt. Ebenso wurden nur die Patienten miteinander verglichen, die in etwa zur selben Zeit ins Krankenhaus aufgenommen wurden und dieselbe Zahl von Krankenhausaufenthalten aufwiesen.

Ergebnis

Die statistische Analyse hat gezeigt, dass das Risiko, an Parkinson zu erkranken, unter Amphetamin-konsumierenden Patientinnen und Patienten tatsächlich um 76 Prozent höher war als in der neutralen Patientengruppe. Zehn Jahre nach Einlieferung in das Krankenhaus wiesen im Schnitt 12 von 10.000 Patientinnen und Patienten mit Blinddarmerkrankung Symptome des Parkinson-Syndroms auf. Unter den Amphetamin-Konsumierenden erkrankten hingegen 21 von 10.000 Personen an Parkinson. Das Parkinson-Risiko der Speed-Gruppe war im Vergleich zur Gruppe der Kokainkonsumierenden ebenfalls deutlich erhöht. Die Autoren der Studie führen dies auf die unterschiedlichen Wirkmuster beider Substanzen zurück. Zwar wirken beide Substanzen auf den Dopaminhaushalt im Gehirn - im Gegensatz zu Speed bewirke Kokain jedoch kein Absterben dopaminproduzierender Zellen.

Ob sich diese Studienergebnisse auch auf Gelegenheitskonsumierende verallgemeinern lassen, kann jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden. So beruhen die Ergebnisse ausschließlich auf Konsumentinnen und Konsumenten, die wegen ihres Speedkonsums ins Krankenhaus kamen. Es waren also Personen mit überwiegend starkem und chronischem Konsum.

Quelle:
Russell C. Callaghan, James K. Cunningham, Jenna Sykes, Stephen J. Kish (2012). Increased risk of Parkinson's disease in individuals hospitalized with conditions related to the use of methamphetamine or other amphetamine-type drugs. Drug and Alcohol Dependence, 120 (1-3), 35-40.


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