Home > News > Aktuelle Meldungen > Erhöht Cannabis das Sterberisiko durch Bluthochdruck?
09.02.2018
Einer US-amerikanischen Studie zufolge könnte Cannabiskonsum das Risiko erhöhen, an den Folgen von Bluthochdruck zu sterben. Experten zweifeln die Studie jedoch als methodisch fragwürdig an und halten die Ergebnisse für wenig plausibel.
Bild: lenetsnikolai / Fotolia.com
Bluthochdruck ist eine gefährliche chronische Erkrankung, die sich meist schleichend und unbemerkt entwickelt. Zu hoher Blutdruck kann eine Reihe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt nach sich ziehen und weitere innere Organe schädigen. Bluthochdruck zählt daher zu den häufigsten Todesursachen.
Bekannt ist, dass Cannabis Herzschlag und Blutdruck im Rauschzustand erhöhen kann. Bislang wisse man aber noch wenig über die langfristigen Auswirkungen von Cannabis auf Herz-Kreislauferkrankungen, sagt Barbara Yankey, Forscherin an der Georgia State University in den USA.
Ein Forschungsteam unter ihrer Leitung ist daher der Frage nachgegangen, ob Cannabiskonsum das Sterberisiko durch Bluthochdruck erhöht. Da noch keine Längsschnittstudie gezielt zu dieser Frage durchgeführt wurde, hat das Forschungsteam vorhandene Daten einer regelmäßig durchgeführten Gesundheitsstudie nachträglich ausgewertet.
1991 wurde erstmals der Gesundheitszustand der Teilnehmenden untersucht. 2005 wurden sie zusätzlich danach befragt, ob sie jemals Cannabis konsumiert haben. Das Forschungsteam verknüpfte diese Daten mit einem nationalen Register für Todesfälle, das Daten zu Todesursachen bis zum Jahr 2011 enthielt.
Von 1.213 Personen waren vollständige Datensätze vorhanden. Von diesen Personen waren bis 2011 rund 27 Prozent verstorben. Für Cannabiskonsumierende ermittelte das Forschungsteam ein 3,42-fach erhöhtes Risiko, an Bluthochdruck zu versterben. Yankey und ihr Team vermuten, dass Cannabis sogar stärkere Auswirkungen auf das Gefäßsystem hat als Tabakrauchen.
In einem Kommentar äußern die Forscher Stephen Sidney, Jamal Rana und Reto Auer jedoch erhebliche methodische Zweifel an der korrekten Durchführung der Studie. So sei es nicht nachvollziehbar, wie es sein kann, dass Sterbefälle in der Stichprobe schon ab dem Jahr 1991 auftraten, aber erst im Jahr 2005 nach Cannabiskonsum gefragt wurde. Wie von den vor 2005 verstorbenen Personen Angaben zum Cannabiskonsum erhoben werden konnte, bleibe unklar.
Zudem seien die in der Studie angegebenen Sterberaten auffällig hoch. So seien auf der Basis bekannter Sterbedaten für die Altersgruppe der unter 25-Jährigen etwa 9 Todesfälle in der Stichprobe zu erwarten gewesen. Yankey und ihr Team ermittelten jedoch 63 Fälle in dieser Altersgruppe, also eine 7-mal höhere Sterberate.
Angesichts der methodischen Unstimmigkeiten und der wenig plausiblen Sterbequoten halten Sidney und sein Team die Schlussfolgerungen der Studie generell für fragwürdig. Die Frage, ob Cannabiskonsum die Sterblichkeit durch Bluthochdruck erhöht, bleibt somit offen.
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