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25.05.2022
Wie lange schaffen es Videospielsüchtige, nicht zu spielen? Welche Entzugssymptome zeigen sich? Eine Studie aus Taiwan hat sich mit diesen Fragen befasst.
Bild: prahprah / istockphoto.com
Drei Tage keine Videospiele. Für den Einen oder die Andere kann das eine Herausforderung sein. Ein Forschungsteam aus Taiwan ist der Frage nachgegangen, wann welche Entzugssymptome auftreten, wenn Spielende aufgefordert sind, sich abstinent zu verhalten.
Das Team unter der Leitung von Chih-Hung Ko hat 138 junge Erwachsene für die Studie gewinnen können. Acht von zehn Teilnehmenden waren männlich. Alle spielten regelmäßig Videospiele. Die Hälfte der 20- bis 38-Jährigen erfüllte die offiziellen Kriterien einer Videospielsucht. Kennzeichen einer Sucht sind Entzugssymptome. Bislang sei nach Aussagen des Forschungsteams aber nicht klar, ab welchem Zeitpunkt Entzugssymptome bei einer Videospielsucht einsetzen.
Um dies herauszufinden, wurden alle Teilnehmenden der Studie mehrmals zu Entzugssymptomen befragt. Sie wurden gebeten, vor der ersten Befragung keine Videospiele zu spielen. Das haben die Beteiligten offenkundig unterschiedlich interpretiert. Bei den meisten Personen aus der Gruppe der Videospielsüchtigen war das letzte Videospiel keine sechs Stunden her. Niemand aus dieser Gruppe war länger als einen Tag abstinent. Personen, die nicht als videospielsüchtig galten, haben teils schon länger als einen Tag kein Videospiel mehr gespielt.
Am Abend desselben Tages und am Morgen des Folgetags wurden die Teilnehmenden zu Entzugssymptomen befragt. Sie wurden weiterhin gebeten, so lange wie sie es aushalten, keine Videospiele zu spielen. Das ist den beiden Gruppen unterschiedlich gut gelungen: Während 88 Prozent der Videospielsüchtigen sagten, große Schwierigkeiten damit zu haben, drei Tage auf das Videospielen zu verzichten, traf dies nur auf 26 Prozent der nichtsüchtigen Spielerinnen und Spieler zu. Die meisten Videospielsüchtigen schafften es nicht einmal, mehr als einen Tag abstinent zu bleiben.
Die Spielsüchtigen fühlten sich gereizt, hatten schlechte Laune und waren in Gedanken immer wieder bei dem, was sie gerade nicht taten: beim Videospielen. Und ihnen war langweilig. 62 Prozent der süchtigen Spielerinnen und Spieler wussten einfach nicht, was sie stattdessen tun können.
Vor allem verspürten sie den großen Drang, sich wieder an den Computer oder die Konsole zu setzen. In der Fachsprache wird von Craving gesprochen. Craving tritt auch bei Abhängigkeiten von Substanzen auf. Bei einer Drogenabhängigkeit verspüren Betroffene Erleichterung, sobald sie dem Drang nachgeben und wieder konsumieren. Auch bei Spielsüchtigen nahm das Craving ab, sobald sie wieder gespielt haben.
Bei den meisten Befragten traten die Entzugssymptome innerhalb des ersten Tages der Abstinenz auf. Die gute Nachricht aber ist: Wer dem Drang widerstanden hatte, erlebte bereits einen Tag nach dem letzten Spielen, dass die Entzugssymptome wieder abnahmen. Dies spreche nach Einschätzung des Forschungsteams dafür, dass intensive Entzugssymptome nur für kurze Zeit das Durchhaltevermögen belasten.
Erfahrungen aus der klinischen Praxis hätten aber gezeigt, dass der Entzug kein kontinuierlicher Prozess ist. In ihrem Fachartikel betont das Forschungsteam, dass Videospielsüchtige auch nach mehreren Tagen der Abstinenz noch gefährdet seien für einen Rückfall ins alte Spielverhalten. Stress, Schlafprobleme oder mit dem Spielen verbundene Auslösereize könnten den Wunsch nach erneutem Spielen wieder aufflammen lassen.
Für Betroffene sei es daher hilfreich, wenn sie sich mit anderen Dingen beschäftigen, die ebenfalls belohnend wirken. Alternative Aktivitäten können auch helfen, die Verhaltensrituale zu durchbrechen, die mit dem Spielen von Videospielen in Zusammenhang stehen.
Quelle:
Yen, J.-Y., Lin, P.-C., Wu, H.-C. & Ko, C.-H. (2022). The withdrawal-related affective, gaming urge, and anhedonia symptoms of internet gaming disorder during abstinence. Journal of Behavioral Addictions, https://doi.org/10.1556/2006.2022.00008.
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