Empfehlungen zur Reduzierung des Psychose-Risikos bei Cannabiskonsum

06.09.2023

Psychose vom Kiffen? Noch ist die Wissenschaft uneins, welche Rolle Cannabis bei der Entstehung einer Psychose spielt. Ein internationales Forschungsteam hat zur Sicherheit Empfehlungen entwickelt, mit denen Cannabiskonsumierende ihr Psychose-Risiko minimieren können.

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Immer häufiger fühlte er sich beobachtet, auch wenn er nicht bekifft war. Bei der Arbeit war ihm, als wenn alle über ihn reden. Bis er eines Tages einen Nervenzusammenbruch erlitt. Plötzlich sah er einen Blitz aus dem Himmel kommen. „Ich war überzeugt, dass ich Jesus Christus gesehen hab.“ Sam hatte eine Psychose, die er auf seinen Cannabiskonsum zurückführt. In einem Podcast bei Deutschlandfunk Nova berichtet er über seine Erfahrung.

Eine Psychose ist eine psychische Erkrankung, bei der Betroffene den Bezug zur Realität verlieren. Typisch sind Wahnvorstellungen, oft gepaart mit Halluzinationen.

Cannabis als ein Puzzleteil bei der Entstehung von Psychose

Ob und welche Rolle Cannabis bei der Entstehung einer Psychose spielt, ist in der Wissenschaft noch nicht gänzlich geklärt. Eine weitgehend akzeptierte Annahme ist, dass Cannabiskonsum eines von vielen Puzzleteilen ist, das im Zusammenspiel mit anderen Risikofaktoren zur Entwicklung einer Psychose beitragen kann. Ob Cannabiskonsum das Psychose-Risiko erhöht, hänge demzufolge auch davon ab, was, wie viel, wann und wie konsumiert wird.

Auf Grundlage der aktuellen Studienlage hat ein kanadisches Forschungsteam in einem Übersichtsartikel Empfehlungen ausgesprochen, mit denen Cannabiskonsumierende ihr Psychose-Risiko senken können. Studienleiter Benedikt Fischer und sein Team hatten in einer früheren Publikation bereits allgemeine Empfehlungen zur Schadensminimierung beim Kiffen veröffentlicht.

Empfehlungen, um sich vor einer Psychose durch Cannabis zu schützen

Generell müsse davon ausgegangen werden, dass Cannabiskonsum ein Risikofaktor für die Entstehung einer Psychose ist. Letztlich schütze also nur die Abstinenz vor dem Cannabis-bedingten Psychoserisiko. Wer dennoch kifft, sollte laut Fischer und seinem Team folgende Empfehlungen beherzigen:

  1. Konsumverzicht bei genetisch bedingtem Risiko: Wer genetisch vorbelastet ist, sollte auf Cannabis verzichten. Von einer genetischen Vorbelastung ist auszugehen, wenn ein nahes Familienmitglied wie die Eltern oder Geschwister bereits an einer Psychose erkrankt sind.
  2. Spät einsteigen: Jugendliche gelten als besonders gefährdet, eine Psychose durch Cannabis zu entwickeln.
  3. Niedrigpotenten Cannabis wählen: Der Wirkstoff THC ist hauptsächlich verantwortlich für das Psychose-Risiko. Je höher der THC-Gehalt ist, desto höher ist auch das Risiko. Weniger eindeutig ist die Studienlage hinsichtlich des Einflusses von CBD, die Abkürzung für Cannabidiol. CBD hat eine eher beruhigende Wirkung. Ein höherer CBD-Anteil könnte das Psychose-Risiko senken.
  4. Nur gelegentlicher Cannabiskonsum: Insbesondere wöchentliches Kiffen wird mit einem erhöhten Risiko für eine Psychose in Verbindung gebracht.
  5. Risikoärmere Konsumformen wählen: Eine „risikoarme“ Konsumform lässt sich aufgrund der Studienlage zwar nicht ableiten. Dennoch ist davon auszugehen, dass Konsumformen, die eine erhöhte THC-Aufnahme begünstigen, das Psychose-Risiko erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel das Dabben oder das Essen von Cannabis, da es dabei häufiger zu einer Überdosierung kommt.
  6. Mischkonsum vermeiden: Ob und inwieweit Mischkonsum zum Psychose-Risiko beiträgt, ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Dennoch gibt es Hinweise, dass beispielsweise der Mischkonsum mit Tabak eine Psychose begünstigen könnte.
  7. Vorsicht bei bestehender Psychose: Cannabiskonsum verschlechtert die Genesung von einer Psychose und erhöht das Risiko für Psychose-Rückfälle. Dann wird der Konsumstopp angeraten. Zumindest sollten Cannabissorten mit hohem THC-Gehalt vermieden werden. Stattdessen sind Sorten mit höherem CBD-Gehalt zu bevorzugen.
  8. Medikamente gegen Psychose: Cannabiskonsum gefährdet auch die Bereitschaft zur regelmäßigen Einnahme von Medikamenten, die der Behandlung der Psychose dienen. Die Reduzierung oder idealerweise der Verzicht auf Cannabis sei in diesem Falle sinnvoll.
  9. Konsumpause, falls kein Konsumverzicht: Personen mit Psychose, die nicht auf Cannabis verzichten können, sollten nach Möglichkeit zumindest eine Konsumpause einlegen. Die Vorteile werden sich möglicherweise erst nach einer Weile bemerkbar machen.
  10. Erhöhte Psychosegefahr bei mehreren Risiken: Verschiedene Risikofaktoren wie eine genetische Vorbelastung oder traumatische Erfahrungen können gemeinsam auftreten. Bei multiplen Risiken wird besonders empfohlen, wenigstens den regelmäßigen Konsum und die Verwendung hochpotenter Sorten zu vermeiden.
  11. Psychose-Risiko erhöht auch Risiko für weitere Erkrankungen: Personen, die gefährdet sind für eine Psychose, sollten sich bewusst machen, dass ihr Cannabiskonsum weitere negative Folgen nach sich ziehen kann. Neben der Entwicklung einer Cannabisabhängigkeit können weiter gesundheitliche Probleme entstehen, darunter Erkrankungen der Atemwege, des Herz-Kreislaufsystems und besondere Risiken für Schwangere.

Wichtig ist, bestimmte Früherkennungsmerkmale, die für ein erhöhtes Psychose-Risiko sprechen, rechtzeitig zu erkennen. Wie es um das persönliche Psychose-Risiko steht, lässt sich mit dem Selbsttest Cannabis Check ermitteln.

 

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