Home > News > Aktuelle Meldungen > Einschränkung der Fahrtüchtigkeit bei Dauerkiffen auch im nüchternen Zustand
31.01.2024
Wer bekifft ist, sollte das Auto lieber stehen lassen. Das ist klar. Studienergebnisse zu Augenbewegungen legen jedoch nahe, dass bei chronischem Cannabiskonsum die Fahrtüchtigkeit auch im nüchternen Zustand beeinträchtigt sein kann.
Bild: Vasil Dimitrov / iStock.com
Von rechts rollt ein Ball auf die Straße. Reflexartig richtet sich der Blick des Fahrers dorthin, wo ein Kind nach dem Ball greift. Dank einer sofortigen Vollbremsung wird ein Unfall verhindert. Wer Auto fährt, muss alles im Blick haben, Veränderungen schnell in den Fokus nehmen und sich nicht von unwichtigen Dingen ablenken lassen. Doch wer kifft, könnte sich dabei schwerer tun als abstinente Personen, wie ein wissenschaftlicher Übersichtsartikel nahelegt.
Forschende um Studienleiterin Amie Hayley haben die Ergebnisse von insgesamt 20 Studien zusammengefasst, die den Einfluss von akutem und chronischem Cannabiskonsum auf die Augenbewegungen und damit auf die Fahrtüchtigkeit untersuchten. In die Übersichtsarbeit flossen Daten von knapp 2.700 Personen im Alter von 15 bis 65 Jahren ein. Untersucht wurden verschiedene Aspekte der Sehfähigkeit, wie zum Beispiel die Reaktionszeit auf visuelle Reize.
Laut den untersuchten Studien schneiden Personen, die unter dem Einfluss von Cannabis stehen, schlechter ab. Im Gegensatz zu nüchternen Personen setzen ihre Augenbewegungen verzögert ein. Im Durchschnitt hätten sie also länger gebraucht, um das Kind am Straßenrand zu erblicken. Außerdem können ihre Augen das Ziel, wie zum Beispiel einen rollenden Ball, nicht so genau treffen wie die Augen von nüchternen Personen.
Probleme mit den Augenbewegungen treten jedoch nicht nur im akuten Rausch auf. Bei Personen mit Dauerkonsum wurden Defizite auch im nüchternen Zustand beobachtet. Das war insbesondere dann zu beobachten, wenn sie bereits in der Jugend mit dem Kiffen begonnen haben. Im Vergleich zu Nichtkonsumierenden haben sie Schwierigkeiten, ihre Umgebung schnell und effektiv zu erfassen und unmittelbar darauf zu reagieren.
Wer regelmäßig kifft, hat außerdem häufiger Schwierigkeiten, die Bewegungen der Augen richtig zu steuern, also zum Beispiel Impulse zu stoppen oder zu kontrollieren. Das könnte dazu führen, dass Blicke länger am Straßenrand hängen bleiben, anstatt sich wieder auf den Verkehr zu konzentrieren.
Frühere Studien haben bereits zeigen können, dass auch Stunden nach dem letzten Cannabiskonsum die Fahrleistungen insbesondere in komplexen Verkehrssituationen verschlechtert sein können. Problematisch ist zudem, dass Konsumierende ihre Fahrtüchtigkeit nach dem Kiffen oft überschätzen und sich zu früh zutrauen, wieder fahren zu können.
Quelle:
Manning, B., Downey, L. A., Narayan, A., & Hayley, A. C. (2024). A systematic review of oculomotor deficits associated with acute and chronic cannabis use. Addiction Biology, 29(1), e13359. https://doi.org/10.1111/adb.13359
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