Einfluss von Tabakwerbung

21.07.2005

"600 Millionen Chinesen rauchen und haben noch nie Werbung gesehen", so Volker Nickel vom Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft. Ist das zu einfach? Haben Werbemaßnahmen einen Einfluss auf das Verhalten?

Im Verlauf der aktuellen Diskussion um die Umsetzung der EU-Richtlinie haben Tabakindustrie und Werbewirtschaft argumentiert, dass ein Verbot von Tabakwerbung die Raucherzahlen nicht senke. Dies könne man in Ländern sehen, die schon seit längerem Tabakwerbung einschränken. Außerdem würde doch ein Verbot von Tabakwerbung das Rauchen für Jugendliche nur noch attraktiver machen.

Demgegenüber konnte in zahlreichen Studien belegt werden, dass Tabakwerbeverbote die Raucherquoten bei jungen Menschen senken. So wurde in einer internationalen Untersuchung festgestellt, dass sich der Tabakkonsum bei umfassenden Werbeverboten um bis zu 6% reduzieren lässt. In einer deutschen Befragung wurde ebenso ein direkter Zusammenhang von Tabakwerbung und Rauchen bei Jugendlichen nachgewiesen: Rauchende Jugendliche sind der Tabakwerbung gegenüber wesentlich positiver eingestellt als gleichaltrige Nichtraucherinnen und Nichtraucher. Daher fordern Sozialmediziner ein Tabakwerbeverbot. „Dies würde aufgrund der bisher vorliegenden wissenschaftlichen Arbeiten zu einer Senkung des Tabakkonsums um 7% führen", so die Wissenschaftler.

Britische Gesundheitsbehörden machen nun auch Werbung: Ein Plakat zeigt eine lächelnde, junge Frau mit gelben Zähnen und schwindendem Zahnfleisch, ein Werbespruch lautet: „Wer raucht, stinkt". Diese deutliche Antirauch-Kampagne baut auf die verbreitete Meinung auf, dass Rauchen der Attraktivität schade. „Für junge Menschen ist die Sorge, unsexy oder unfruchtbar zu werden, eine große Motivation, das Rauchen aufzugeben“, sagt die britische Gesundheitsministerin Caroline Flint.

Das Einstiegsalter fürs Rauchen deckt sich mit dem Alter, in dem man für Werbebotschaften besonders empfänglich ist. Welche Werbung man sieht, kann also tatsächlich einen Unterschied machen. Darauf hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ihrerseits mit Werbespots gegen das Rauchen reagiert.

Siehe auch News: Ferrari bald ohne Marlboro?

Quellen:

www.worldbank.org
Preventive Medicine
BBC
www.aerzteblatt.de


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