Ecstasy - Tod durch Überdosis

19.09.2014

Manche Konsumierende betrachten Ecstasy als vergleichsweise harmloses Aufputschmittel. Einzig „unreine“ Pillen, die andere Substanzen als MDMA enthalten, seien das Problem. Eine kürzlich veröffentlichte Fallserie eines US-amerikanischen Ärzteteams lässt daran zweifeln.

Junger Mann auf Intensivstatioin an Beatmungsgerät

Bild: © istock.com / tunart

Plötzlich verkrampften sich seine Muskeln. Bob Lewis*stolperte, fiel eine Treppe hinunter und bekam einen epileptischen Anfall. Der eintreffende Rettungsdienst spritzte ihm umgehend ein krampflösendes Medikament. Der Anfall war mit einer Dauer von ungefähr 30 Minuten dennoch sehr lang.

Bei Ankunft in der Notaufnahme war seine Körpertemperatur mit 43 Grad Celsius extrem erhöht. Es drohte akute Lebensgefahr. Eisbeutel, Kältematten und kühlende Infusionen sollten die Körpertemperatur schnell senken. Erst nach etwa drei Stunden konnte seine Körpertemperatur unterhalb der kritischen Grenze von 38,9 Grad Celsius gesenkt werden. Doch trotz aller Bemühungen des Ärzteteams, sein Leben zu retten, verstarb der 23-Jährige einige Stunden später an multiplem Organversagen.

Bob war einer von 12 Personen, die nach dem Besuch eines Rave Events im kalifornischen Daly City notfallmedizinisch behandelt werden mussten. Ein 25-Jähriger starb ebenfalls. Vier weitere Personen überlebten mit bleibenden körperlichen Schäden. Drei von ihnen erlitten ein so genanntes Kompartmentsyndrom, bei dem es zu starken Durchblutungsstörungen kommt und das Gewebe abstirbt. Bei einer 21-jährigen Frau waren die Folgen so stark ausgeprägt, dass ihr beide Beine unterhalb der Knie amputiert werden mussten. Alle 12 Personen hatten vermutlich Ecstasy konsumiert, was teilweise durch Blutanalysen bestätigt werden konnte.

Hohe MDMA-Konzentration

In den Medien wurde zunächst die Meldung verbreitet, dass Verunreinigungen der Grund für die gravierenden Folgen seien. Allerdings gab es keine Belege hierfür. Im Gegenteil, konnten doch keine weiteren Substanzen - außer Alkohol - im Blut der betroffenen Personen identifiziert werden. Zudem war der Reinheitsgehalt der Kapseln, die von der Polizei auf dem Event beschlagnahmt wurden, relativ hoch. Sie enthielten zwischen 82 und 98 Prozent MDMA. Auffällig war auch die Menge des Wirkstoffs. Die Kapseln enthielten bis zu 270 mg MDMA. Die übliche Dosis liege hingegen bei etwa 80-150 mg.

Das Ärzteteam geht insofern davon aus, dass nicht Verunreinigungen, sondern Überdosierungen zu den fatalen Folgen geführt haben. Ecstasy erhöht die Körpertemperatur und kann einen lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbruch zur Folge haben. Unter hohen Umgebungstemperaturen ist Ecstasy besonders schädlich. So konnten Studien nachweisen, dass die Neurotoxizität mit ansteigenden Temperaturen zunimmt.

Besucherinnen und Besucher des Rave-Events hätten später gesagt, dass es ungewöhnlich warm auf der Indoor-Veranstaltung gewesen sei. Dies mag dazu beigetragen haben, dass die Körpertemperatur bei den Patientinnen und Patienten zum Teil stark erhöht war. Die akute Behandlung konzentrierte sich daher zunächst auf die Kühlung der Betroffenen. Diese sei aber nicht in allen Fällen erfolgreich gewesen bzw. habe zu lange gedauert.

Vergiftungen auch bei normalen Dosierungen möglich

Der Arzt Guy Soo Hoo weist in einem Kommentar in derselben Ausgabe der Fachzeitschrift Journal of Intensive Care Medicine darauf hin, dass akute Vergiftungen durch Ecstasy meist eine Folge von Überdosierungen mit MDMA seien, die Schwere der Intoxikation stehe aber nicht zwangsläufig mit der Höhe der Dosis in einem Zusammenhang. Individuelle Unterschiede in der Verstoffwechselung von MDMA tragen dazu bei. Diese können auch genetisch bedingt sein.

Soo Hoo erläutert, dass der Rausch beim erstmaligen von Ecstasy bei einem von etwa 2.000 bis 50.000 Konsumierenden tödlich endet. Generell müssten sich Ecstasykonsumierende klar machen, dass man bei illegalem Ecstasy nie sicher sein kann, welche Substanzen in welcher Dosierung enthalten sind und wie der eigene Körper darauf reagiert.

*Name geändert

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