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01.07.2020
Für Konsumierende ist Ecstasy mit schönen Gefühlen verbunden. Eine aktuelle Studie legt jedoch nahe, dass die „Partydroge“ lebensbedrohliche Herzschäden verursachen kann.
Bild: ***jojo / photocase.de
Ein 16-jähriges Mädchen erscheint in der Notaufnahme. Sie habe vor einigen Stunden Ecstasy eingenommen und sich plötzlich schlecht gefühlt. Kurz nach ihrer Ankunft im Krankenhaus wird sie komatös und zittert am ganzen Körper. Eine Untersuchung zeigt, dass ihr Herz abwechselnd zu langsam und zu schnell schlägt und ihr Puls immer wieder aussetzt.
Trotz aller Bemühungen, ihr Leben zu retten, stirbt das junge Mädchen nur eine halbe Stunde später. Die Diagnose lautet: schwere Herzschäden mit Todesfolge durch akuten sowie chronischen Ecstasy-Konsum. Bluttests konnten außer MDMA, dem Ecstasy-Wirkstoff, keine weiteren Drogen bei dem Mädchen nachweisen. Eine Haaranalyse offenbarte, dass das Mädchen in den acht bis zwölf Monaten zuvor bereits mehrfach Ecstasy konsumiert hatte.
Laut dem Ärzteteam um Studienleiter Francesco Ventura sei unter Konsumierenden die Meinung verbreitet, Ecstasy sei ungefährlich. Fälle wie der des jungen Mädchens, das ohne vorbestehende Herzerkrankung an schweren Herzschäden starb, weisen allerdings auf einen herzschädigenden Effekt der Droge hin.
Ventura und sein Forschungsteam aus Italien haben daher ein wissenschaftliches Reviewdurchgeführt und Forschungsberichte der letzten 30 Jahre gesichtet. Ihren Ergebnissen zufolge müsse davon ausgegangen werden, dass der Konsum von Ecstasy das Herz-Kreislauf-System schwer schädigen kann. Die Folgen für Konsumierende können sogar tödlich sein.
Regelmäßiger Konsum könne zu einer fortschreitenden Schädigung des Herzmuskelgewebes sowie zu einer Verdickung des Herzmuskels führen. Diese Faktoren würden das Risiko für eine Herzkrankheit erhöhen. Allerdings könne auch der einmalige Konsum verheerende gesundheitliche Folgen haben. Zellen im Herzmuskel können absterben, der Herzrhythmus kann gestört werden. Vermutet wird, dass manche Menschen besonders empfindlich auf MDMA reagieren, weil sie die Droge sehr langsam verstoffwechseln.
Der herzschädigende Mechanismus ist den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge komplex. Allerdings deuten die Forschungsergebnisse hauptsächlich auf so genannten oxidativen Stress als Auslöser hin. Oxidativer Stress wird durch die Bildung freier Radikale ausgelöst. Freie Radikale sind Moleküle, denen ein Elektron fehlt, wodurch sie besonders reaktionsfreudig werden. Sie „stressen“ die Zellen in unserem Körper, indem sie ihnen Elektronen entreißen. Betroffene Zellen können dadurch absterben.
Eine Einschränkung des Reviews sei, dass in den Einzelstudien häufig wichtige Informationen unberücksichtigt blieben. Dazu zählen die Konsumhäufigkeit, der gleichzeitige Konsum anderer Drogen und Informationen über vorbestehende Herzerkrankungen. Zudem sei es auch denkbar, dass unbekannte Inhaltsstoffe im konsumierten Ecstasy eine herzschädigende Wirkung entfalten.
Quelle:
Bonsignore, A., Barranco, R., Morando, A., Orcioni, G. F. & Ventura, F. (2019). MDMA Induced Cardio‑toxicity and Pathological Myocardial Effects: A Systematic Review of Experimental Data and Autopsy Findings. Cardiovascular Toxicology, 19, 493-499.
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