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22.08.2014
In einer Längsschnittstudie mit irischen Jugendlichen konnte ein Zusammenhang zwischen Ecstasykonsum und Depressionen nachgewiesen werden. Allerdings scheint Ecstasy nicht die Hauptursache für depressive Symptome zu sein.
Bild: © istock.com / Juanmonino
Gute Laune und das Gefühl, anderen Menschen besonders nahe zu sein, gelten als typisch für die Wirkung von Ecstasy. Häufiger Konsum steht allerdings im Verdacht, den Stoffwechsel im Gehirn dauerhaft zu schaden und Depressionen auszulösen. 2013 wurde eine Studie veröffentlicht, der zufolge Ecstasykonsumierende ein etwa doppelt so hohes Risiko für Depressionen haben wie Ecstasy-unerfahrene Personen. Allerdings finden sich auch andere Studien, in denen kein Zusammenhang zwischen Ecstasy und Depression gefunden wurde.
Forscherinnen und Forscher der Queen’s Universität in Belfast, Irland, haben eine 5-jährige Längsschnittstudie zu diesem Thema durchgeführt. Zur ersten Befragung waren die Jugendlichen im Schnitt 11 Jahre alt, zur letzten 16. Insgesamt wurden 5.371 Jugendliche im jährlichen Rhythmus befragt.
Bis zum Alter von 16 Jahren hatten 8 Prozent der Jugendlichen schon mal Ecstasy konsumiert. Von ihnen zeigten 6 Prozent Anzeichen einer Depression. Unter den abstinenten Jugendlichen waren es hingegen nur 2 Prozent. Eine erste Analyse zeigte erwartungsgemäß, dass Ecstasykonsum signifikant mit dem Auftreten depressiver Symptome in Zusammenhang steht.
Der Zusammenhang war allerdings nur oberflächlich von Bedeutung. Das Team um Mark McCann hatte zusätzlich eine Reihe weiterer persönlicher Merkmale der Teilnehmenden erhoben und diese in die Analyse einbezogen. So zeigte sich, dass insbesondere das Verhältnis der Jugendlichen zu ihren Eltern von Bedeutung ist. Denn nach Einbezug dieses Merkmals war der Zusammenhang zwischen Ecstasy und Depressionen deutlich abgeschwächt.
Falls Ecstasy Depressionen auslösen sollte, wäre zudem zu erwarten, dass es eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen Ecstasykonsum und Depressionen gibt: Je mehr Ecstasyerfahrung die Jugendlichen haben, desto stärker müsste die Depression bei ihnen ausgeprägt sein. McCann und sein Team konnten aber keinen derartigen Zusammenhang finden.
„Ecstasy alleine scheint kein bedeutender Risikofaktor für die psychische Gesundheit zu sein“, schlussfolgern McCann und sein Team in ihrem Fachartikel. Häufiger Ecstasykonsum scheint eher eine Folgeerscheinung ungünstiger familiärer Bedingungen zu sein, die wiederum mit Depressionen in Zusammenhang stehen.
Ein vertrauensvolles und unterstützendes Verhältnis zu den Eltern könne hingegen eine schützende Wirkung vor depressiven Symptomen haben, betont das Forschungsteam. Die Stärkung des familiären Zusammenhalts würde daher nicht nur die psychische Gesundheit von Jugendlichen verbessern, sondern vermutlich auch den Substanzkonsum senken.
Quelle:
Mcann, M., Higgins, K., Perra, O., McCartan, C. & McLaughlin, A. (2014). Adolescent ecstasy use and depression: cause and effect, or two outcomes of home environment? European Journal of Public Health, doi: 10.1093/eurpub/cku062.
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