Drogennachweis durch Passivkiffen

07.11.2014

Kann passives Kiffen zu einem positiven Urintest führen? Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat diese Frage unter Extrembedingungen getestet.

Extreme Nahaufnahme eines Kiffers mit Rauch im Vordergrund

Bild: © istock.com / Fitzer

Mit Einmalanzügen und Schutzbrillen gewappnet haben sich die Testpersonen der Gefahr gestellt. Eine Stunde lang saßen sie in einem vernebelten Plexiglaskasten, der extra für das Experiment angefertigt wurde. Mit dabei waren sechs Cannabiskonsumierende, die nur einen Auftrag hatten: Kiffen - und zwar so viel sie wollen.

Bis zu 2,8 Gramm Marihuana hat jeder Kiffer in Rauch aufgelöst. Die Luft war sprichwörtlich zum Schneiden. Der Rauch war so dicht, dass die Kiffer in der ersten Session vorzeitig aufhörten zu rauchen, weil einigen Teilnehmenden die Augen zu stark brannten. In den nächsten beiden Sessions war daher das Tragen von Schutzbrillen für alle Beteiligten obligatorisch.

In der ersten Session wurde Gras mit einem THC-Gehalt von 5,3 Prozent verwendet. Über einen Zeitraum von 34 Stunden haben die nicht-kiffenden Testpersonen anschließend mehrmals Urinproben abgegeben, die mit handelsüblichen Screeningverfahren auf THC und seine Abbauprodukte getestet wurden.

Die Forscher wollten darüber hinaus überprüfen, ob sich hochpotentes Marihuana bedeutsam auf die THC-Konzentration beim Passivrauchen auswirkt. In der zweiten und dritten Session bekamen die Auftragskiffer daher Joints mit einem THC-Gehalt von 11,3 Prozent. Zusätzlich wurde in einer dritten Session geprüft, wie gut eine zugeschaltete Lüftung, die von der Leistung her vergleichbar sei mit einer normalen Klimaanlage, Anwesende vor passivem Kiffen schützt.

Cut-off-Wert überwiegend erfüllt

Die Ergebnisse waren angesichts der teils extrem vernebelten Luft im Glaskasten nicht überraschend. Je mehr Cannabis von den Kiffern in Rauch umgewandelt wurde und je höher der THC-Gehalt in den Joints war, desto höher war auch die nachgewiesene THC-Konzentration im Urin der nicht-rauchenden Testpersonen. Die nachgewiesenen Menge THC lag bei 1,3 bis 57,5 Nanogramm pro Milliliter.

Urinscreenings mit einer Identifikationsschwelle von 20 Nanogramm pro Milliliter Urin haben daher tatsächlich bei vielen der Teilnehmenden positiv angeschlagen, obwohl sie selbst gar nicht am Joint gezogen haben. Die Klimaanlage hat hingegen wirksam den Rauch verdünnen können. Zwar war der Qualm noch sichtbar, er reichte aber nicht mehr aus, um zu einem positiven Testergebnis zu führen.

Intensität ist entscheidend

Die Forscher geben aber zu bedenken, dass die Extremsituation vermutlich nur sehr selten in der Realität zu finden sei und dass bereits ein paar Stunden nach dem passiven Rauchen die THC-Werte wieder unter den Grenzwert fallen würden. In einer anderen Studie, die unter realistischeren Bedingungen durchgeführt wurde, hatte beispielsweise keiner der Teilnehmenden den Schwellenwert bei Urintests überschritten.

Dennoch konnte das Team zeigen, dass ein positives Screeningergebnis durch Passivkiffen möglich ist. Allein auf die Intensität kommt es an. Bei Verkehrskontrollen kann es somit kritisch werden, wenn man zuvor intensiv Cannabisrauch ausgesetzt war, beispielsweise in geschlossenen, nicht belüfteten Räumen, in denen viel gekifft wurde.

Quelle:
Cone, E. J., Bigelow, G. E., Herrmann, E. S., Mitchell, J. M., LoDico, C., Flegel, R., & Vandrey, R. (2014). Non-Smoker Exposure to Secondhand Cannabis Smoke. I. Urine Screening and Confirmation Results. Journal of Analytical Toxicology, bku116.


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