Drogenkonsumierende sind anfälliger für falsche Erinnerungen

19.07.2023

Manchmal erinnern wir uns an Erlebnisse, die in Wirklichkeit nie passiert sind. Es handelt sich um falsche Erinnerungen. Eine Meta-Analyse liefert Hinweise, dass Menschen mit Drogenerfahrungen anfälliger für falsche Erinnerungen sind.

Bild: Lucas1989 / photocase.de

„Es waren drei Polizisten“, erinnert sich die Probandin. Sie war fest davon überzeugt, mit 14 Jahren eine Schlägerei angezettelt zu haben, bei der die Polizei eingreifen musste. Doch in Wirklichkeit hat die Schlägerei nie stattgefunden. Die Gedächtnisexpertin Julia Shaw hat der Frau diese „Erinnerung“ im Rahmen eines Forschungsprojektes eingepflanzt. In einem Beitrag des SWR erklärt die Psychologin, wie ihr das gelungen ist.

Fehleranfälliges Gedächtnis

Doch wie kann es sein, dass man sich an Dinge erinnert, die nie passiert sind? Ein möglicher Grund ist, dass Erinnerungsfragmente falsch zusammengesetzt werden. Das heißt: Einige Details, wie der Ort oder die Menschen, an die sich die Person erinnert, können Fragmente realer Erinnerungen sein. Stellt man sich dann eine Schlägerei vor dem inneren Auge vor, kann es passieren, dass die Vorstellung fälschlicherweise mit realen Erinnerungsfragmenten verknüpft wird. Daraus bildet sich eine falsche Erinnerung.

Grundsätzlich kann jeder und jede von uns falsche Erinnerungen haben. Oft schleichen sich auch kleine Fehler in unsere Erinnerung ein. Aber manche Menschen scheinen anfälliger für solche Fehler zu sein als andere. Bisher war unklar, inwieweit Drogenkonsum dabei eine Rolle spielen könnte.

Um diesem möglichen Zusammenhang auf den Grund zu gehen, haben Studienleiterin Tânia Caetano und ihr Team eine Meta-Analyse durchgeführt, in der fünf Studien zusammen ausgewertet wurden. In diesen Studien wurde untersucht, ob Menschen, die regelmäßig kifften oder einen problematischen Alkoholkonsum aufwiesen, anfälliger für falsche Erinnerungen sind.

Menschen mit Drogenerfahrung erinnern sich häufiger „falsch“

Wie lässt sich die Anfälligkeit für falsche Erinnerungen messen? Schließlich ist es uns in den meisten Fällen gar nicht bewusst, dass es sich um eine falsche Erinnerung handelt. Dafür haben sich in der Forschung verschiedene Testverfahren etabliert. In einem Testverfahren wird Teilnehmenden eine Liste mit Wörtern vorgelegt, die sie sich einprägen sollen. Einige Minuten später wird Ihnen eine neue Liste vorgelegt, in der die Hälfte der Wörter neu hinzugekommen ist. Die Personen sollen angeben, welche der Wörter sie aus der ersten Liste wiedererkannten.

Das Ergebnis: Diejenigen, die in ihrer Vergangenheit Drogen konsumiert hatten, gaben häufiger an, Wörter wiederzuerkennen, obwohl diese neu hinzugekommen waren. Sie hatten sich also häufiger falsch erinnert. Denkbar sei, dass die Personen auch im Alltag anfälliger für falsche Erinnerungen sind. Ob das so ist, dazu liefert die Studie allerdings keine Informationen.

Aber warum sind Drogenkonsumierende anfälliger für falsche Erinnerungen? Einen möglichen Hinweis liefert eine frühere Studie, in der nachgewiesen werden konnte, dass Dauerkiffer anfälliger für falsche Erinnerungen sind. Im Rahmen dieser Studie konnte gezeigt werden, dass bei den Betroffenen bestimmte Bereiche des Gehirns weniger aktiv waren, die für die Gedächtnisbildung zuständig sind. Besonders betroffen waren Hirnareale, in denen episodische Informationen, also persönliche Erlebnisse verarbeitet werden.

 

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