Home > News > Aktuelle Meldungen > Drogenkonsum mindert emotionale Reaktion von Müttern
11.05.2012
Wenn Frauen während der Schwangerschaft rauchen oder andere Drogen konsumieren, kann dies erhebliche gesundheitliche Folgen für das werdende Baby haben. Einer aktuellen Studie zufolge wirkt sich der Substanzkonsum der Mutter auch negativ auf die frühe Mutter-Kind-Bindung aus. Die Gründe hierfür sind bereits auf neuronaler Ebene zu finden.
Bild: Miss X / photocase.com
Babys brauchen die Liebe und Zuneigung ihrer Mutter. Eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung ist maßgeblich davon abhängig, ob sich in den ersten Lebensmonaten eine verlässliche und positive Bindung zwischen Mutter und Kind aufbaut. Ob eine Mutter die Bedürfnisse ihres Kindes erkennen und angemessen hierauf reagieren kann, spielt bei der Mutter-Kind-Bindung eine wichtige Rolle. Der Konsum von Alkohol und anderen Drogen konnte dagegen immer wieder mit unangemessenem Erziehungsverhalten, wie beispielsweise Vernachlässigung des Kindes in Verbindung gebracht werden.
Im Rahmen einer aktuellen Studie der Yale University of Medicine in den USA wurde untersucht, welche neuronalen Grundlagen es hat, dass Substanzkonsumierende oft große Probleme haben, angemessen auf die Bedürfnisse ihrer Kleinkinder zu reagieren.
Das Forschungsteam um Studienleiterin Nicole Landi konzentrierte sich auf jene Hirnregionen, die für einen angemessenen Umgang mit Kleinstkindern besonders wichtig sind. Hierzu gehören unter anderem Hirnareale, in denen Sinneseindrücke wie Sehen und Hören verarbeitet werden, die für das emotionale Erleben zuständig sind und in denen Verhalten geplant wird. Denn beim Anblick eines schreienden Babys werden unterschiedliche Sinne angesprochen und Emotionen bei der Mutter ausgelöst. Im Idealfall wird sich eine Mutter dann liebevoll um ihr schreiendes Baby kümmern, beispielsweise durch stillen und trösten. Untersucht wurde, ob diese Hirnareale durch den Substanzkonsum der Mutter in ihrer Funktion beeinträchtigt werden, sodass mit negativen Auswirkungen auf die Qualität der Beziehung zwischen Mutter und Kind zu rechnen ist.
An der Studie haben 54 Frauen teilgenommen, die in den letzten Wochen entbunden hatten. 26 von ihnen hatten in jüngster Vergangenheit mindestens eine psychoaktive Substanz zu sich genommen. In dieser Gruppe hatten zehn Frauen ausschließlich Zigaretten geraucht, vier nur Cannabis konsumiert und zwei nur Alkohol getrunken. Die übrigen Fragen hatten verschiedene legale und illegale Drogen wie Kokain, Heroin oder Amphetamine konsumiert. 28 Frauen, die als Kontrollpersonen dienten, hatten keinerlei psychoaktive Substanzen konsumiert. Beiden Gruppen wurden Bilder oder die Geräusche von weinenden oder lachenden Babys gezeigt und vorgespielt. Währenddessen wurde ihre Hirnaktivität in einem Magnetresonanztomographen (MRT) untersucht.
Mütter, die in jüngster Zeit irgendeine psychoaktive Substanz konsumiert hatten, zeigten fast durchweg ein schwächeres neuronales Reaktionsmuster als die nicht-konsumierenden Frauen. Bei den Müttern der Drogengruppe zeigten sich beispielsweise beim Anblick und dem Geräusch eines weinenden Kindes deutlich schwächere Reaktionen in den Hirnarealen, die für fürsorgliches Verhalten wichtig sind. Sowohl ihr Wahrnehmungssystem, als auch das System für die Steuerung von Emotionen und Handlungen reagierten deutlich gedämpfter, was nach Aussage der Autoren dazu führen kann, dass wichtige Reaktionen auf die Bedürfnisse des Kindes zu spät oder möglicherweise gar nicht erfolgen. Dies wiederum kann zur Folge haben, dass die Mutter-Kind-Bindung gestört wird - möglicherweise mit nachhaltigen Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes.
Angesichts der kleinen Stichprobe und der großen Bandbreite an psychoaktiven Substanzen dürfen die Ergebnisse aber sicherlich nur als vorläufig betrachtet werden. So gibt das Forschungsteam in ihrem Fachartikel zu bedenken, dass andere Faktoren ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf das Fürsorgeverhalten der Frauen haben können. Denkbar sei, dass die drogenkonsumierenden Frauen selbst emotionale oder körperliche Traumata erlebt haben. Sowohl Drogenkonsum als auch die verminderten emotionalen Reaktionen können jeweils Folge solcher Erfahrungen sein.
Eine wichtige Schlussfolgerung ihrer Studie sei jedoch, schreiben die Autorinnen und Autoren, dass bei betroffenen Müttern nicht nur der Substanzkonsum betrachtet werden dürfe, sondern auch Maßnahmen einbezogenen werden sollten, die die Qualität der Mutter-Kind-Beziehung verbessern können.
Quelle:
Landi, N., Montoya, J., Kober, H., Rutherford, H., Mencl, W., Worhunsky, P., Potenza, M. & Mayes, L. (2011). Maternal neural responses to infant cries and faces: relationships with substance use. Front. Psychiatry, 2 :32. doi: 10.3389/fpsyt.2011.00032.
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