Home > News > Aktuelle Meldungen > Die Rolle von Schlafstörungen beim Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und psychotischen Symptomen
15.03.2023
Warum haben Cannabiskonsumierende ein erhöhtes Risiko für Psychose? Eine Studie mit Schülerinnen und Schülern legt nahe, dass Schlafstörungen eine Rolle spielen könnten.
Bild: JackF / istockphoto.com
Schlafen wie ein Murmeltier. So lautet eine Redensart, wenn man tief und fest schläft. Wie wichtig guter Schlaf ist, merkt man vor allem dann, wenn man nicht gut geschlafen hat. Betroffene fühlen sich müde und können sich nicht so gut konzentrieren. Bei extremem Schlafentzug können sogar psychotische Symptome wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen auftreten.
Auch Cannabiskonsum hat Einfluss auf den Schlaf. Kurzfristig kann Kiffen zwar das Einschlafen fördern, langfristig wirkt sich Cannabiskonsum aber ungünstig auf die Schlafqualität aus. Cannabiskonsum steht zudem im Verdacht, Psychosen auszulösen. Spielen bei der Verbindung zwischen Cannabiskonsum und Psychose womöglich Schlafstörungen eine Rolle? Forschende aus Kanada sind der Frage in einer Längsschnittstudie mit Jugendlichen nachgegangen.
In jährlichen Befragungen haben Studienleiter Julien Ouellet und sein Team 3.801 Schülerinnen und Schüler von der 7. Klasse bis zur 11. Klasse begleitet. Die Forschenden befragten die Jugendlichen zu ihrem Cannabiskonsum und zur Schlafqualität. Zusätzlich erfassten sie Symptome, die bei einer Psychose auftreten können. Das kann beispielsweise die Wahnvorstellung sein, dass andere Personen die eigenen Gedanken lesen können oder die Halluzination, bei der man Dinge hört, die andere Menschen nicht hören können.
Im Ergebnis konnten die Forschenden nachweisen, dass sich Cannabiskonsum und Schlafstörungen gegenseitig beeinflussen. Kifften die Jugendlichen, gaben sie in den Befragungen ein Jahr später mehr Schlafstörungen zu Protokoll. Jugendliche mit Schlafstörungen hatten wiederum ein Jahr später mehr gekifft als Jugendliche ohne Schlafstörungen. Denkbar sei, dass sich einerseits der Wirkstoff THC ungünstig auf die innere Uhr auswirkt. Denn diese wird unter anderem durch körpereigene Cannabinoide gesteuert. Andererseits sei es denkbar, dass Cannabis auch als Einschlafhilfe benutzt wird.
Die Schülerbefragung hat auch zu Tage gefördert, dass psychotische Symptome mit einem Zeitversatz von zwei Jahren mit Cannabiskonsum in Zusammenhang stehen. Kiffen scheint zunächst die Schlafqualität zu mindern, was wiederum nachfolgend das Risiko für psychotische Symptome erhöht. Schlafstörungen komme somit eine vermittelnde Funktion zwischen Cannabis und Psychose zu.
Allerdings sind Schlafstörungen sicherlich nicht die einzige Erklärung für den Zusammenhang zwischen Cannabis und Psychose. Ihre Studie weise nach Einschätzung des Forschungsteams aber darauf hin, dass die Verbesserung der Schlafqualität eine mögliche Strategie sein könnte, um das Risiko für Psychose zu senken.
Wer beispielsweise schon mal Psychose-ähnliche Symptome hatte, ist gut beraten, auf guten Schlaf zu achten. Man muss ja nicht gleich den ganzen Winter verschlafen wie die Murmeltiere. Für die meisten Jugendlichen reichen etwa 8 Stunden Schlaf pro Nacht.
Quelle:
Ouellet, J., Spinney, S., Assaf, R., Boers, E., Livet, A., Potvin, S. & Conrod, P. (2023) Sleep as a Mediator Between Cannabis Use and Psychosis Vulnerability: A Longitudinal Cohort Study. Schizophrenia Bulletin Open, 4(1), https://doi.org/10.1093/schizbullopen/sgac072.
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